Volltext: 1834-1884 (2. Band)

Aus dem Tagebuche eines erwachsenen Säuglings. 257 
mich fort und sprach immer fort die nämlichen Worte, bis ich sie recht 
gemerkt und deutlich nachsprechen konnte. Er plagte mich solange, weiter 
zu gehen, bis ich anfieng zu (b) weinen. Er (e) legte mich auf die Erde 
hin, und sagte: du (e) mußt gleich zu weinen aufhören, u. s. w. 
ich war sehr ermüdet, und (d) schlief sogleich ein. Ich erwachte wieder, 
er hob mich auf, führte mich fort. Er (e) legte mich noch etlichemal 
nieder, um mich ausruhen zu lassen, bis er mir die Kleider wechselte. Er 
setzte mich auf die Erde hin, ohne daß ich es verlangt hatte, zog mir meine 
Kleider aus, legte mir andere an, in denen ich in die Stadt Nürnberg 
kam. Während er mir die Kleider auszog und diese anzog, war er hinter 
mir, er langte nur vor. Als ich angezogen war, hob er mich auf, wollte 
mich wieder fortführen, aber ich fieng an zu (b) weinen, und sagte jene 
gemerkten Worte: womit ich sagen wollte, ich kann nicht mehr gehen, ich 
bin sehr müde, es thun mir auch die Füße sehr (a) wehe; dann sagte 
der Mann: wenn du (e) nicht gleich aufhörst zu weinen, so 
bekommst du keine Roß u. s. w. allein ich hörte nicht auf, bis er (e) 
mich niederlegte, daß ich ausruhen konnte, ich (d) schlief ermüdet ein. Da 
ich erwacht bin, sagte ich jene Worte. Hierauf reichte er mir Wasser, 
welches mich so sehr erquickte, welches ich nicht beschreiben kann; er hob 
mich ganz in die Höhe und führte mich fort, und sagte mir immer die— 
selben Worte vor, bis ich sie recht deutlich nachsprechen konnte. Dann 
probirte er auch, ob ich noch nicht allein gehen kann, er ließ mich frei 
und allein und hielt mich nur hinten am Jäckchen. Aber ich würde doch 
noch etlichemal hingefallen seyn, denn ich konnte einigemal meine Füße 
nicht mehr vorwärts bringen, und fühlte einen starken (a) Schmerzen an 
beiden Seiten.!) Ich fieng an zu (b) weinen, und sagte die gemerkten 
Worte, womit ich sagen wollte, er solle mir nicht so wehe thun. Er tröstete 
mich wie immer und (e) legte mich gleich nieder, und ich (ad) schlief so— 
zleich ein. Als ich erwachte, sagte ich dieselben gemerkten Worte, damit 
wollte ich sagen, was denn dieses sey, welches mir immer fort in den 
Augen so vielen (a) Schmerzen verursachte, und gar nicht aufhörte, wehe 
zu thun. Er hob mich auf und (5) schleppte mich fort, und sagte: Du 
mußt das Gehen recht merken, worauf er mir wieder neue Worte 
oorzusprechen anfieng. In dem großen Dorf da ist dein Vater, 
der giebt dir schöne Roß, und wenn du auch ein solcher 
Reiter bist, dann hole ich dich wieder. Jetzt fieng ich wieder zu (b) 
1) Daß Daumer diesen Zug souffliert hatte, verriet er selbst 1832, II. S. 5. 
y. d. Linde, Kaspar Hauser. 11. 17
	        
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