Von diesem aber steht senkrecht zur Glocke noch „das
Läutscheit“ hinaus und von dessen Ende geht das
„Glockenseil“ durch den Boden in die Tiefe. Ich
hab' sie Dir ja auf dem ersten Boden beide gezeigt.
Dort hab ich 11 Uhr, dort 12 Uhr geläutet, dort
am Samstag den Sonntag eingeläutet und das erste
und zweite Läuten am Sonntag besorgt. Auf's
Zusammenläuten mußte ich verzichten, denn da hatte
ich den Kirchenweg anzutreten.
Nun versprach ich Dir, lieber geduldiger Be—
gleiter, Du solltest mit mir rasch wieder auf den
ersten Boden kommen. Das ging so zu. Der Boden—
teil über der Küche, wo der dicke Schlot hinaufging,
war uns zu betreten verboten, nicht mit Unrecht;
denn dort bestand ein Teil der Bretterung zwischen
zwei Balken aus zwei ziemlich schwachen, kaum mehr
als eine gute Hand breiten Dielen, zwischen denen
man ganz gut sehen konnte, was auf dem ersten
Boden vorging. Ich bemerke, daß links und rechts
von dieser Stelle alles durchaus sicher war. Nun
hatten wir beiden Großen uns eben doch einmal
hineingeschlichen; und weil die bedenkliche Stelle
gerade auf dem Weg nach dem Bodenfenster lag,
das die Aussicht in den „Linnegerbershof“ eröffnete,
so gab es sich von selbst, daß wir diesen kürzesten
Weg auf seine Gangbarkeit prüfen wollten. Mein
Bruder also ging mit einem leichten, raschen Schritt
ohne Schaden darüber hinweg und ermutigte mich
es ihm nachzutun. Als darauf ich das schmale Brett
betrat, gab es ganz sachte nach der Tiefe nach, und
dies Federn gefiel mir so gut, daß ich hopste — da
saß ich aber auch schon auf dem ersten Boden und
konnte mich zur aufrichtigen Freude meines Bruders,
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