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Richtigstellung des Problems.
„Ich veranlaßte“, beichtete Daumer 1832 seinem arglosen
Publico, „ihn (Kaspar) noch im Jahre 1828 eine Geschichte
seiner Schicksale zu schreiben. Von dieser — wie er denn über—
haupt seine Aufsätze endlos umzuarbeiten pflegte — sind mehrere
Anfänge vorhanden. Der erste (vom Sept. — DI) lautet so:
Die Geschichte
von
Kaspar Hauser ich will es selbst beschreiben, wie hart
es mir ergangen hat. Da wo ich immer eingespirt war in diesen
Gefängniß da war es mir recht gut vorkommen, weil ich von der
Welt nichts gewußt habe und so lange ich eingespirt war und keinen
Menschen niemals gesehen habe. Ich habe zwei hölzerne Pferd und
ein Hund gehabt, mit diesen habe ich immer gespielt, aber ich kann
es nicht sagen, ob ich den ganzen Tag gespielt habe oder nicht weil
ich nicht wußte was ein Tag oder eine Woche () ist, und ich will
es beschreiben wie es ausgesehen hat in dem Gefängniß da war ein
Stroh darin“ u. s. w.
Und so weiter, sagt Daumer, denn dieser erste Versuch konnte
ihm schwerlich genügen. „Ein anderer Anfang (D) ist folgender:
Diese Geschichte von Kaspar Hauser, will ich selber
schreiben. Wie ich in den Gefängniß gelebt habe, und be—
schreibe wie es ausgesehen hat und alles was bey mir darin gewesen
ist“ u. s. w.
Und so weiter, sagt Daumer. „Von einem dritten Versuche
(SD 3), vom Februar 1829, worin schon eine gebildetere, doch noch
sehr natürliche und naive Schreibart erscheint, ist folgendes ein Stück:
Diese Lebensbeschreibung von meinen vorigen Zu—
stand nach der Erinnerung geschrieben.
Das Gefängniß“ (vgl. weiter unten).
Am 26. Mai 1829 wurde der Erdichter sogar Dichter. Er
schrieb („im Frühling des Jahres 1829, an einem Tage, an welchem
er sich vorzüglich wohl befand“, sagt Daumer in seiner unlauteren
Weise) damals folgende Reime: