Full text: 1834-1884 (2. Band)

Daumer macht sich um Baden verdient. 177 
gen wichtigen Quellen und Urkunden, () die dem Autor erst in letz— 
ter Zeit bekannt geworden. J. Aus einer französischen Schrift, wo 
besonders eine Stelle aus Hennenhofers Memoiren von größtem 
Gewicht.“ Diese „aus dunklem Hintergrunde hervorgetretene, franzö— 
sische Druckschrift“ kam zu spät in Daumers Besitz, um sie ge— 
bührendermaßen benützen zu können. Über den Ursprung kann er 
folgendes angeben: „Sie ist eigentlich ein bloßer Auszug aus einer 
größeren Arbeit, die ein mir schon vor Jahren wohlbekannter — 
Herr, der in das Hausersche Mysterium tief eingeweiht ist (), einer 
hohen Person übergeben, in deren Auftrag dann ein anderer den 
französischen Auszug gefertigt hat. Mehreres was darin von den 
Forschungen und Entdeckungen eines gewissen Hermann erzählt 
wird, hat mir der erwähnte Herr, als seine eigene Person angehend, 
mündlich und schriftlich mitgeteilt.“ Also: mit Seilers Roman 
und Hermanns Plagiat in Händen, faselt Daumer, der Ver— 
treter der affirmativen Kritik, von den „noch immer nicht veröffent— 
lichten Memoiren Hennenhofers,“ der darin „den durch die Hochberg 
in der Maske der weißen Frau ausgeführten Prinzenraub u. s. w. 
erzählt — wodurch das Hausersche Mysterium in so entscheidender 
Weise aufgehellt ist, daß nur noch die übertriebenste Skepsis an der 
Sache zweifeln könnte.“ Man denke sich einen deutschen Professor, 
der die Ahasverussage auf Grund des ewigen Juden Eugèene Sues 
in Geschichte umsetzt, oder einen erdichteten Kindermord aus dem 
„Geschundenen Raubritter“ als Thatsache nachweist — so hat 
man Daumer richtig verstanden. Und nach dieser unübertroffenen 
Leistung beansprucht der traurige Hofnarr des Prinzen Kasperle 
(S. XX), um in seiner Rolle zu bleiben — den Zähringer Löwen! 
„Ich (Daumer) möchte fragen, ob es denn für das Gefühl des be— 
treffenden hohen Hauses, welches, so viel man weiß, dieselbe Über— 
zeugung hat, wie wir ()) nicht auch tief verletzend ist, wenn jenes 
unglückselige Glied (1) desselben — in ein so häßliches und schimpf— 
liches Licht gestellt wird, wie neuestens wieder durch das Mehersche 
Werk geschieht; ob man daher nicht Ursache hat, den Vertretern des 
Mißhandelten — nicht bloß zu verzeihen, sondern sogar Dank zu 
wissen?“ 
p. d. Linde, Kaspar Hauser. 1I.
	        
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