Volltext: 1834-1884 (2. Band)

Reptile und Sensationsskribenten. 
daß er bei „dessen Emission ins Publikum durchaus keine unlautere 
Absicht gehabt“ hatte. 
Ein Journal vom Janunar 1834 brachte Kaspars litterarischen 
Nachlaß: „Kaspar Hausers Klagen. Nach Versicherung des 
Einsenders von Hauser selbst gedichtet.“ Wir kennen aber die Bil— 
dungsstufe, auf der er bis zu seinem Tode gestanden hat, viel zu 
gut, als daß wir das schwungvolle Klagegedicht nicht sofort als eine 
dreiste Unterschiebung erkennen sollten. 
Wo schlägt das Herz, das grausamm es vermocht, 
Als Säugling mich der Wiege zu entreißen? 
Wo weilt die Hand, die Tornen für mich flocht. 
Da Blüten doch der Himmel mir verheißen? 
Wo ruht der Arm, der mich dem Thal entführt 
Wo mich zuerst der Sonne Licht beschienen? 
Und wo sie kurz der Mutter Lust berührt, 
Das treu'ste Herz beglückt war, mir zu dienen 
Ich sah sie nicht, die mich der Erde gab; 
Ich hörte nie den Wohllaut ihrer Rede, 
Mir war des Vaters Arm kein sich'rer Stab; 
Mein Herz liegt brach gleich einer sand'aen Oede 
An allem arm, was schön die Kindheit schmückt 
Empfing ich nie der Eltern Liebesgaben; 
Kein Christfest hat mein junges Herz entzückt, 
Ich war, ein Frührot, lebend ija bearaben 
Kein fröhlich Spiel auf blumenreicher Au 
Beseligte die jngendlichen Stunden; 
Ich schaute nicht des Äthers klares Blanu, 
Der Kindheit Wonnen hab' ich nie empfunden. 
Und nie erfüllte Andacht meine Brust 
Und hob den Geist empor zu Sternenräumen. 
Des Himmels Abkunft nimmer mir bewußt, 
Schwand mir die Zeit dahin in düstern Träumen 
genug hervorgeht — das dort Gesagte nur eine, aller Aut henticität und wirklichen 
Grundlage entbehrende poetische Fiction ist, wie sie in der Unterwelt, als 
dem Hauptquartier des Vaters der Lüge, wohl auch nicht anders vorausgesetzt 
werden dari. Die Medaction.“
	        
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