Volltext: 1828-1833 (1. Band)

Daumer beichtet. 
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lich gut. Er unterscheidet in einer für andere gänzlichen Finsternis 
noch Dunkelbraun und Dunkelrot, Dunkelgrün und Schwarz und 
dergl. und braucht in der Nacht kein Licht, um sich im Hause über— 
all zurecht zu finden und mit Sicherheit umherzugehen; ja er sieht 
in der Dämmerung besser als bei hellem Tage, da ihn das Tages— 
licht blendet. Am merkwürdigsten sind die bei ihm vorkommenden 
Erscheinungen, die in das Gebiet des animalischen Magnetis— 
mus und des Hellsehens hinüberstreifen.“ 
Sämtliche Späße kommen schon in einem offiziellen Bericht vom 
Monat September 1828 vor. Damals betrachtete Daumer Kaspars 
„sehr merkwürdige Gewöhnung an animalische Kost, die seinen Zu— 
—VD 
dachte er anders über den Punkt! Da heißt es: Hätte ich ihn bei 
seiner fleischlos reinen Kost gelassen — er wäre nicht so tief 
gesunken . . . Das also ist die Sünde, zu welcher ich mich be— 
kenne; einer anderen weiß ich mich in dieser ganzen Angelegenheit 
nicht schuldig. Dieser Abscheu vor Fleischkost mit der Neigung zu 
unschuldiger Kost, zu Obst, Brot, Kuchen, süßen Sachen, ist noch 
ein Rest der edleren gottgeschaffenen Menschennatur, welchen man 
aber herkömmlicherweise nicht duldet, sondern sobald als möglich er— 
stickt. Die Menschheit richtet sich auf diese Weise physisch, in— 
1) In der vegetarischen Litteratur begegnen wir Kaspar Hauser u. a. bei 
Theodor Hahn, Naturgemäße Diät (2. Aufl., S. 116 ff.); J. A. Glerzes, 
Thalysia (Berlin, 1872, S. 443); John Smith, Früchte und Mehlstoffe, die 
eigentliche Nahrung des Menschen (Berlin, 1873, S. 61, 205: K. H. wurde im 
„Jahre 1828 an einem Thore Nürnbergs gefunden!“); Prof. Sylv. 
Graham, Die Physiologie der Verdauung und Ernährung mit besonderer Be— 
ziehung auf Fleisch und Pflanzenkost (Köthen, 1880, 88. 317.-336, 342 -344, 
355—357, 410 und S. 425 bis 428). Daumers Phantasiegebilde gelten hier 
leider überall für Thatsachen. Vgl. dagegen Daumer 1873, S. 140, 141, 180, 
2122215, 309. S. 174 erzählt er, daß der „Abendmahlswein, den K. H. (1833) 
in Ansbach trinken mußte, ihn krank machte; er mußte sich infolge dessen er— 
brechen.“ Dr. Preu aber schrieb 1832: „Gegenwärtig ist K. H. ein tüchtiger 
Fleischesser und zieht diese Nahrung jeder anderen vor.“ In Ansbach (Auth. 
Mitth. S. 443, 477) wurde es ihm fast zum Sprüchwort: „ehe ich (das und das 
thäte), wollte ich lieber Wassersuppen essen!“
	        
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