Kaspars Selbstverwundung.
Der Zettel schließt mit, derselben plumpen, unbeholfenen Ironie,
wie der berühmte Brief: hier sagt ein „christlicher Erzieher“, der
Rittmeister soll, wenn er Kaspar nicht behalten will, ihn nur ab—
schlachten, dort erspart ein angeblicher ,Mörder“ dem Kaspär die
Mühe, seinen Namen zu sagen. Fügt man zu diesen unmißverständ—
lichen Zügen Kaspars lébensgefährliche Hast, um seinen Lehrer (nicht
zu dem Mörder, sondern zu dem Beutel, d. h. zu dem Brief)
hinzuführen, ohne daß er sich später mit einer Silbe nach dem. (lihm
also bekannten) Inhalt erkundigt hat, — so leuchtet uns die Sache
auf das allerklarste ein.“ Denn sollta der vom Attentäter überreichte
Beutel zur Ablenkung seiner Aufmerksamkeit dienen, welche Deutung
offenbar Kaspars Zweck mit dem hingeworfenen Corpus delicti ge⸗
wesen ist, so hätte in Wirklichkeit ein leereer Beutel oder das Hin—
halten eines unbeschriebenen Blattes diesem Zwecke vollständig
entsprochen. Es ist eben ein psychologisches Gesetz, daß bei Fälschungen
(3. B. in der Orthographie angeblich alter Urkunden, in der Ge—
nauigkeit erdichteter Nebenumstände u. s. w.) immer übertrieben
wird. Weniger wäre mehr!
Die Wucht dieser Bedenken ist so mächtig, daß sie sich Klüber
mit Gewalt aufgedrängt haben, und er sogar einzelne Momente für
falsche Zeitungsberichte hielt. Den, 23. Dezember 1833 schrieb er
an Hofmann: „Da das Ungeheuer auch diesmal schon in den ersten
viermal 24 Stunden nicht entdeckt war, so zweifle ich nunmehr fast,
daß die Entdeckung gelingen werde. Das hämische und höhnische
Billet charakterisiert ganz die zuversichtsvolle Bosheit des Schreibers.
Von diesem Billet ist vermutlich sogleich ein Faksimile gemacht, und
eine große Anzahl desselben — versendet worden. Man wird das
Wasserzeichen des Papiers untersucht und die Handschrift mit jener
in den von Hauser nach Nürnberg mitgebrachten Papieren verglichen
haben. In diesen ist ein etwas gemeiner Ton und Unkunde in der
Rechtschreibung affektiert (7), in dem jetzigen verrät der Schreiber
mehr Bildung (2). Die drei Schluß-Siglen (so) könnte man, im
teuflischen Geiste des Schreibers so entziffern: Mich Leckt ffent—
lich. . . . Offentliche Blätter haben teils offenbar falsche teils mir
sehr unwahrscheinliche Nachrichten über den Vorfall verbreitet, z. B.