Ein dramatischer Auftritt.
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man Sie mit Mühe so weit in die Enge getrieben hat, daß Sie
nicht mehr nein sagen können, und dann sprechen Sie dennoch auch
kein Ja aus.
H. (in ungehaltenem Tone): Ich kann doch nicht ja sagen,
wenn's nicht so ist. Beweisen Sie mir nur, daß ich seit damals
noch einmal gelogen habe!
M.: O Hauser, Sie glauben nicht, wie sehr es mich schmerzt,
Sie mir gegenüber so zu sehen. Weil Sie denn durchaus Beweise
wollen, so sollen Sie welche haben. Ich bin aber wahrlich verlegen,
wo ich anfangen-soll. Doch — ich will der Zeit folgen. Haben
Sie nicht gleich einige Tage nach Ihrem damals lunter Thränen]
gegebenen Versprechen das Licht im Leuchter hinunterbrennen lassen,
sodaß dadurch die Handhebe heruntergeschmolzen ist, der Magd aber
gesagt, die Handhebe sei Ihnen beim Anfassen weggebrochen, und
gegen meine Frau standhaft behauptet, Sie haben kein Licht hinunter—
brennen lassen.
H.: Es war auch so, wie ich gesagt habe.
M.: Meinen Sie denn, daß man sich auf solche Weise hat ab—
speisen lassen? Wo war dann das ganze Licht hingekommen, welches
Sie abends spät erst erhalten hatten? Wie kam es denn, daß der
Leuchter äußerlich durchaus rötlich und bläulich geflammt und in—
wendig ganz schwarzgrau gebrannt war? Das in der Schale unten
gesammelte Unschlitt hatten Sie wohl recht sorgfältig herausgenommen,
es zum Teil sogar mit dem Messer abgekratzt, allein etwas hatten
Sie doch zu thun vergessen. Es war nämlich deutlich zu sehen, wie
weit der Unschlittguß in der Schale hinaufgereicht hatte. Diese Spur,
d. h. diesen Rand hätten Sie füglich verwischen sollen—
H.: Da will ich gleich sterben, wenn mir nicht die Hand—
hebe des Leuchters in der Hand geblieben ist.
M.: Ja — das bezweifle ich keinen Augenblick. Sie war eben
von der Hitze so weit aufgelöst, duß sie durch die geringste Berührung
herabfallen mußte. Übrigens können Sie versichert sein, daß ich diesen
Vorfall wie so manch andern mit allem Fleiße aufgezeichnet habe,
um nötigen Falls vollständige Rechenschaft über Sie geben zu können.