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Auf dem Appellationsgericht.
Dezember 1832 bis Dezember 1833.
„Es ist außer Zweifel, daß Kaspar Hauser seine hiesige
Lage — durchaus nicht mehr zusagte.“
Lehrer J. G. Meyer.
Graf Stanhope schrieb für seinen Pflegesohn keine Reisetage—
bücher mehr. Sein erster Brief an Kaspar nach dem Zusammen—
bruche des ungarischen Luftschlosses war am 5. Oktober 1832 aus
Chevening datiert. Der Anfang lautet:
„Mein theuerester Kaspar! Du wirst wohl denken, daß ich innigst
betrübt war durch den unglücklichen, mir ganz unerwarteten Aus—
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mit einer Geschicklichkeit und Genauigkeit geführt hat, die nicht genug
zu bewundern und zu preisen sind. Man hat leider! gar keine Spur
gefunden, und man sieht jetzt mit voller Gewißheit ein, daß alle die
Anhalts-Punkte, die man zu haben glaubte, ganz unbegründet und
nichts als Irrlichter (Euphemismus für Schwindel!) waren. Darüber
hätte ich sehr Vieles zu fragen und zu forschen, Vieles das ich auf—
zuklären wünsche, Vieles das zu berichtigen wäre. Dieß Alles ist
unumgänglich nothwendig, um die Sache in einem wahren Lichte zu
stellen und sie richtig beurtheilen zu können. Ich bedauere recht herz—
lich, daß der Ausgang, der unsere Hoffnungen vereitelte, dir so viel
Kummer verursacht und deine Freuden verscheucht, ich bitte dich
aber zu bedenken, daß viele andere in derselben Lage sind“ u. s. w.