Volltext: 1828-1833 (1. Band)

262 Kaspar, Freiherr von Guttenberg. 
Nachforschungen schrieb ein Verwandter der Königsheim, damals 
herzoglicher Bettmeisterin in Gotha, um schleunigst den Totenschein 
ihres Kindes herbeizuschaffen. Die erschreckte Dorothea wandte sich 
den 6. Dezember 1832 um Hilfe an den Polizeirat Eberhardt, dem 
sie ihren kleinen Lebensroman offenbarte.) Dem Eberhardt fiel bei 
dieser Erzählung, nach seinem eigenen Bericht, die „Geschichte des 
merkwürdigen Findlings Kaspar Hauser in Nürnberg ein, und er 
nahm daher Veranlassung sie zu befragen: ob ihr etwas von dem, 
was mit K. H. vorgegangen sei, bekannt geworden wäre. Kaum 
hatte er jedoch diesen Namen ausgesprochen, so äußerte Demoiselle 
Königsheim (die seit 1812 nie die Nachricht des Todes ihres Kindes 
bezweifelt hatte! sichtbar bewegt, daß es ihr jedesmal, wenn sie von 
dem K. H. höre, durch die Seele fahre. Eine leise Ahnung 
fage ihr, daß K. H. ihr Sohn sein müsse.“ Den 7. Dezember 
schrieb der Polizeirat nach Würzburg um Auskunft über das etwaige 
Ableben des konskriptionspflichtigen Ferdinand Königsheim, 
nach Nürnberg aber um schleunige Mitteilung eines Bildnisses und 
einer Haarlocke Kaspar Hausers. Das Schreiben wanderte von 
dem Stadtkommissär Faber aus Nürnberg nach dem Regierungs— 
präsidenten von Mittelfranken und von diesem den 18. Dezember 
ntich Feuerbach, der die verlangten Kasperiana sofort schickte. Feuer— 
bach bemerkte weiter: „Üübrigens habe ich Ursache zu vermuten, daß 
die Requisition Euer Wohlgeboren sich auf eine Familie beziehe, 
über welche mir bereits im vergangenen Jahre eine Anzeige zuge— 
kommen ist, die weiter zu verfolgen mir durch dringende Umstände 
damals nicht gestattet war; nämlich auf den sehr reichen, geheimnis— 
vollen Unbekannten, welcher fast von der ganzen übrigen Welt ab— 
gesondert, mit einem schönen Frauenzimmer, das für seine Gemahlin 
galt, bei Hildburghausen lange Zeit gelebt. und der, wie ich aus 
1) Polizeirat Eberhardt war erst nicht von der geistigen Hauserkrankheit 
angesteckt. In Merkers Beiträgen vom 30. Dezember 1830 hat er „Nachrichten 
von einem angeblich taubstummen Betrüger“ (Johann Georg Sippel) veröffentlicht 
„als Beweis von der Virtuosität eines so jugendlichen Gauners, um so mehr — 
als derselbe dasjenige, was Herr Polizeirat M. über K. H. mit vielem Scharf— 
sinn auszuführen gesucht hat. gewissermaßen unterstützen dürite.“
	        
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