Volltext: 1828-1833 (1. Band)

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Johann Samuel Müller. 
heimlichung eines Kindes in Bayern zu offenbaren, so würde es mir schlecht 
gehen, ich würde selbst meines Lebens nicht sicher sein; auch ließ er mir Geld 
anbieten — ich erklärte mich aber in Gegenwart der Frau v. Majthéenyi 
und der Gounvernante ein Mal über das andere Mal, daß ich von ihm nichts 
wissen und mit ihm nichts zu thun haben wolle — ich sei darum katholisch 
geworden, um aus allen nähern Verbindungen mit den Protestanten heraus— 
zutreten, mit denen ich nun einmal bei ihren Grundsätzen und bei meiner 
religiösen Einsicht und Überzeugung nicht harmonieren könnte. 
Ich konnte mich zwar damals an die Verheimlichung eines Kindes 
entweder gar nicht oder doch nur sehr dunkel erinnern, was sich bei den 
dielen und großen Veränderungen, die während der Zeit mit mir vorge— 
gangen waren, leicht (2) erklären und begreifen läßt; ebensowenig fiel mir die 
Sache vor 2 Jahren bei, als ich auf meiner Reise nach Oberssterreich 
um meine Tochter in Linz wirklich in Gefahr war, von dem oft gedachten 
Kgl. bayerischen Pfarrer Würth gemeuchelmordet zu werden — vielmehr 
schrieb ich die Verfolgungssucht dieses Menschen teils seinem Hasse gegen 
die katholische Religion, der im Grunde nichts als Christushaß ist, teils 
aber dem Umstande zu, daß er sich als der Verfasser der verbotenen Schrift: 
„Ferdinand Friedrichs vertraute Briefe über die äußere Lage der Evan— 
zelischen in Ungarn“ durch mich bei der Polizei in Wien angegeben und 
verraten glaubte, was doch gar nicht der Fall war. Desto lebhafter er— 
innere ich mich aber jetzt an den ganzen Zusammenhang der Sache und 
konnte nicht umhin auch die hochlöbl. K. K. Hof-Polizei- und Zensurstelle 
in Wien davon mit der Bemerkung in Kenntuis zu setzen, daß ich mir 
keineswegs die Gefahr verhehlte, der ich selbst mein Leben aussetzte, indem 
ich durch diese Angaben und die dadurch vielleicht veranlaßten Untersuchungen 
den Haß und die Rache dieser Menschen wider mich reize, daß ich aber 
bei der Gewißheit, die ich von der Sache habe, kein Bedenken trage, sondern 
es für heilige Pflicht halte, der Wahrheit Zeugnis zu geben und mich auch 
in diesem Falle zur Rechtfertigung der göttlichen Vorsehung gegen den Un— 
qlauben der Menschen als Werkzeug gebrauchen zu lassen. 
Ubrigens thut es mir leid, daß ich einem wohllöbl. Präsidio in An— 
sehung des eigentlichen Urhebers sowie des eigentlichen Orts des Ver— 
brechens keine nähere Auskunft geben kann. Von ersterem weiß ich nur, 
daß er als Universitätsfreund des Herrn Mayer, des Ludwig Würth u. s. f. 
zu gleicher Zeit mit ihnen zu Erlangen studierte und, wenn nicht vom 
höhern Adel, doch wenigstens vom Ritterstande sei; von letzterem aber, daß 
»x irgendwo seitwärts von Nürnberg sich befinden müsse. Auch verdient
	        
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