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Johann Samuel Müller.
heimlichung eines Kindes in Bayern zu offenbaren, so würde es mir schlecht
gehen, ich würde selbst meines Lebens nicht sicher sein; auch ließ er mir Geld
anbieten — ich erklärte mich aber in Gegenwart der Frau v. Majthéenyi
und der Gounvernante ein Mal über das andere Mal, daß ich von ihm nichts
wissen und mit ihm nichts zu thun haben wolle — ich sei darum katholisch
geworden, um aus allen nähern Verbindungen mit den Protestanten heraus—
zutreten, mit denen ich nun einmal bei ihren Grundsätzen und bei meiner
religiösen Einsicht und Überzeugung nicht harmonieren könnte.
Ich konnte mich zwar damals an die Verheimlichung eines Kindes
entweder gar nicht oder doch nur sehr dunkel erinnern, was sich bei den
dielen und großen Veränderungen, die während der Zeit mit mir vorge—
gangen waren, leicht (2) erklären und begreifen läßt; ebensowenig fiel mir die
Sache vor 2 Jahren bei, als ich auf meiner Reise nach Oberssterreich
um meine Tochter in Linz wirklich in Gefahr war, von dem oft gedachten
Kgl. bayerischen Pfarrer Würth gemeuchelmordet zu werden — vielmehr
schrieb ich die Verfolgungssucht dieses Menschen teils seinem Hasse gegen
die katholische Religion, der im Grunde nichts als Christushaß ist, teils
aber dem Umstande zu, daß er sich als der Verfasser der verbotenen Schrift:
„Ferdinand Friedrichs vertraute Briefe über die äußere Lage der Evan—
zelischen in Ungarn“ durch mich bei der Polizei in Wien angegeben und
verraten glaubte, was doch gar nicht der Fall war. Desto lebhafter er—
innere ich mich aber jetzt an den ganzen Zusammenhang der Sache und
konnte nicht umhin auch die hochlöbl. K. K. Hof-Polizei- und Zensurstelle
in Wien davon mit der Bemerkung in Kenntuis zu setzen, daß ich mir
keineswegs die Gefahr verhehlte, der ich selbst mein Leben aussetzte, indem
ich durch diese Angaben und die dadurch vielleicht veranlaßten Untersuchungen
den Haß und die Rache dieser Menschen wider mich reize, daß ich aber
bei der Gewißheit, die ich von der Sache habe, kein Bedenken trage, sondern
es für heilige Pflicht halte, der Wahrheit Zeugnis zu geben und mich auch
in diesem Falle zur Rechtfertigung der göttlichen Vorsehung gegen den Un—
qlauben der Menschen als Werkzeug gebrauchen zu lassen.
Ubrigens thut es mir leid, daß ich einem wohllöbl. Präsidio in An—
sehung des eigentlichen Urhebers sowie des eigentlichen Orts des Ver—
brechens keine nähere Auskunft geben kann. Von ersterem weiß ich nur,
daß er als Universitätsfreund des Herrn Mayer, des Ludwig Würth u. s. f.
zu gleicher Zeit mit ihnen zu Erlangen studierte und, wenn nicht vom
höhern Adel, doch wenigstens vom Ritterstande sei; von letzterem aber, daß
»x irgendwo seitwärts von Nürnberg sich befinden müsse. Auch verdient