Kaspar phantasiert.
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riß sich den Verband herab. „Als das Bewußtsen zurückkehrte, ver—
langte er nach mir (Daumer) und erzählte in der reinsten Aussprache
und in gewählten, oft fast poetischen Ausdrücken zusammenhängend
und periodisch das Vorgefallene, indem er scharfsinnige Ver—
mutungen und Erklärungen untermischte. Er war in
einem erhöhten Zustande.“ Die ihn bewachenden Polizeisoldaten
Besold und Kohl zeichneten auf höheren Befehl folgende AÄußerungen
während der Paroxysmen von ihm auf:
Herrn Bürgermeister sagen — nicht einsperren — Mann weg —
Mann kommt — Glocken weg — Gaul weg — auf dem Markt
gewesen — weg — Mann kommt — Herr Bürgermeister Kartusch
geben, — weg — Mann kommt — nicht einsperren — schöne
Musik — ich nach Fürth hinunter reiten — Mann weg — nicht
einsperren — nicht mit nach Erlang in Walfisch — nicht umbringen —
nicht Mund zuhalten) — nicht sterben — meine Notdurft ver—
richten — nicht umbringen — Hauser wo gewesen — beim Herr
Dr. Preu — nicht nach Fürth heute — nicht — nicht mehr fort —
schon Kopfweh — nicht nach Erlang in Walfisch (ogl. S. 124) —
der Mann mich umbringen — Gewiß der Mann, der mich in der
Plattners Anlag umbringen hat wollen () — weg — nicht um—
bringen — ich alle Menschen lieb — niemand nichts gethan —
Frau Bürgermeisterin mir helfen — Mann dich auch lieb — nicht
umbringen — warum Mann mich umbringen — ich auch gern lebe —
warum du mich umbringen — ich dir niemals was gethan — mich
nicht umbringen — dich doch bitten, daß du nicht eingesperrt wirst —
i) Ein Indicium! Kaspar hatte schon längft erfahren, daß er nur eines
seiner Sätzchen hinzuwerfen brauchte, damit die Binder, Daumer und odgl. für
ihn einen Vers daraus machten. Er wurde diesmal aber selbst über sein Phan⸗
tasieren vernommen und sagte nun: „Ich erinnere mich dieser Äußerung nicht, ich
hatte auch keinen Grund, so etwas zu sagen, da mir der Mund am 17. Oktober
nicht zugehalten worden ist.“ Von dem „Manne der Plattner Anlage“ wußte er
natürlich auch nichts. Ohne diese Vernehmung würden die beiden Indizien uns
noch heute als Offenbarungen vorgehalten werden. Taumer aber schreibt (1873,
S. 241) ganz unverfroren: „Es ist nicht unwahrscheinlich, daß ihm dort wirklich
aufgelauert worden war, und Hausers Flucht — den Versteckten abgehalten hat,
einen damals schon vorgehabten Mordversuch zu machen.“