138 Kaspar Hausers Verstellung und Verlogenheit.
Gefühl geheimer Überlegenheit über andere geben, und ein Wesen
aus ihm machen, dem Lüge und Verstellung zur andern
Natur wurde. . . . Ich setzte hinzu, daß außer diesem noch die
geflissentlichen Abführungen vom Wege des Wahren und Rechten
durch andere, denen er ausgesetzt war, bei Beurteilung derselben in
die Wagschale zu legen sind. Als ich ihm, da er schon nicht mehr
in meinem Hause lebte, aber noch in genauer Verbindung mit mir
stand, eine sehr ernstliche, schriftliche Ermahnung und Verwarnung
in betreff seines unwahren Verhaltens gegeben und die Besorgnis
geäußert hatte, es möchte in das, was ich aus seinem Munde
über ihn zu Papier gebracht, schon manches Falsche und
Erdichtete gekommen sein, schrieb er mir: „„Dieses erbärmliche
Lügen habe ich nicht (?) daher verwendet, sondern ich hatte es nur (72)
da angewandt, wenn die Leute zu mir sagten: ich möchte doch den
Nachmittag kommen, dann sagte ich: ja, der Herr Professor wird's
schwerlich erlauben, dann sagten sie, ich muß es nicht gerade sagen,
wo ich hingehe, und da ließ ich mich zu dem schädlichen Lügen ver—
seifen.““
Wer könnte da noch zweifeln?! Wer möchte da nicht
so recht von Herzen mit dem berühmten Kriminalisten Feuerbach
einstimmen, der zwar eingesteht, daß wir von der Kaspar-Hauser—
Geschichte keine andere Kunde als Kaspars Erzählung haben,
dann aber versichert, daß die Wahrheit der fast (7) unglaublichen
Erzählung so sehr durch die Persönlichkeit des Erzählenden
verbürgt ist, daß er schließlich sogar in einen Siegesjubel ausbricht?
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