Hauser und Hahnemann.
„potenziert“. Magister Lüx in Leipzig versendete potenzierten Menschen—
kot (Humanin), Fußschweiß, epileptischen Speichel (Hérculin); Dr.
Groß potenzierte sein eigenes Blut; ein Herr K. potenzierte Thränen,
ließ seinen Sohn daran riechen, und — es entstand „sehr deutliche
Einwirkung und leichtes Schmerzgefühl der Thränendrüse!“ ) Wir
sind mit all diesem anwidernden Zeug nicht so weit von dem großen
Meister entfernt, als seine verlogenen Apologeten behaupteten. In
der Arzneilehre (YI, S. VIII) z. B. erzählte er, daß durch stunden—
langes kräftiges Reiben eines Grans eines Goldblättchens mit 100
Granen Milchzuckers ein arzneikräftiges Präparat entsteht. „Von
diesem Präparate aber wiederum ein Gran mit 100 Granen Milch⸗
zucker eine Stunde lang gerieben und dieses Verfahren — wiederholt
bis dahin, daß das letzte Präparat in jedem Grane ein Quadrillioutel
eines Granes Gold enthält, giebt eine Arznei, in welcher die — im
gediegenen Zustande des Goldes gänzlich schlummernden und erstarr—
ten — Arzneikräfte so auffallend ins Leben gerufen worden sind,
daß schon ein Gran davon, in einem Gläschen verwahrt, wenn ein
das Leben verabscheuender und durch unerträgliche Angst zum Selbst—
mord getriebener Melancholischer nur ein paar Augenblicke
hineinriecht, dieser Elende schon in einer Stunde des bösen
Geistes entledigt, daß die volle Liebe zum Leben und der Froh⸗
sinn wieder in ihm erwacht.“ Nach homöopathischer Logik aber müßte
umgekehrt der frohe Mensch durch dasselbe Riechen lebensmüde werden.
Der absolute Unsinn, der naturalistische Aberglaube, die schein⸗
frommen Gotteslästerungen der Homöopathie machen diese Verirrung
hauptsächlich beliebt bei scheinheiligen (unbekehrten) Geistlichen und
bei orthodox angehauchten Aristokraten. Der rohe Dilettantismus
hat es leicht damit: es wird ein homöopathisches Taschenbuch nach—
geschlagen, eine eben solche „Apotheke“ ist billig, und die karikierte
Giftmischerei kann losgehen. Die Lieferanten füllen zwar häufig alle
) Professor G. Jäger will zwar durch seine Neuralanalyse die Homöopathie
„wissenschaftlich“ begründet haben, wenn er aber (Entdeckung der Seele, II, Leipzig
1885, S. 307) ein Kehlkopfleiden durch Haarduft einer lieblichen Sängerin heilt,
—DDDDDDDD Isopathie, sondern (die Anekdote
als wahr vorausgesetzt), einfach Allopathie (contraria contrariis curantur).