Volltext: Kaspar Hauser

kein so unerhörtes Ereigniß, daß dadurch die Stellung des 
Vaters oder gar erst das Ansehen der römischen Kirche 
ernstlich erschüttert worden wäre. Zu Verbrechen, wie jahre— 
langer Einschließung oder gar zum Morde konnte der Vorfall 
kaum Anlaß geben. Ein uneheliches Kind ließ sich wiel 
leichter und gefahrloser auch unter Schonung seines Lebens 
und seiner Freiheit bei Seite bringen. Wenn überhaupt an 
Hausers Person ein wichtiges Geheimnis haftet, und das, 
was er über seine Einkerkerung erzählt hat, wenigstens zum 
Teil der Wirklichkeit entspricht, so war er wahrscheinlich 
von ehelicher Geburt. In diesem Punkte gebe ich Herrn 
von Feuerbach recht. 
Derartige Mittelstraßen in der Hauptfrage sind heute 
immer mehr verlassen worden. Damit ist freilich nicht ge— 
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als ein Betrüger, aber weniger als ein Thronerbe, so war 
nur eine nicht allzu große Zahl von Personen an seinem 
Leben oder Sterben interessiert, das Geheimnis hatte wenig 
oder gar kein öffentliches Interesse, seine Spuren zu ver— 
folgen lohnte sich kaum, und so ging es mit seinen Mit— 
wissern zu Grabe. Desto mehr sind die beiden einander 
gegenüberstehenden Ansichten, entweder Erbprinz oder Be— 
trüger, in den Vordergrund getreten. 
Die Vermutung, Hauser sei der rechtmäßige Thronerbe 
von Baden gewesen, ist neuerdings durch den Baron Alexander 
v. Artin mit Leidenschaft verfochten worden. Derselbe geht 
soweit, von „des Rätsels Lösung“ zu sprechen. Ich habe 
mir nun die Aufgabe gestellt, nachzuweisen, daß das Rätsel
	        
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