gewaltsam von der menschlichen Gesellschaft fern gehalten
worden war. Da mußte doch schon ein schwerwiegendes
Geheimnis zu Grunde liegen. Eine allgemeine Aufregung
befiel die Gemüter, denen solch ein Stoff sehr willkommen
war. Bei derartiger Stimmung suchte man nicht sosehr, die
Persönlichkeit des Findlings ihres Geheimnisses zu entkleiden
und den Thatbestand nüchtern aufzudecken, als vielmehr das
Geheimnis zu verdichten und den romantischen Reiz zu er—
höhen. Jeder neue Zug, der für ein tiefes Geheimnis sprach,
wurde begierig aufgegriffen. Widersprüche in Hausers An—
gaben übersah man oder schob sie auf Mißverständnisse. In
kürzester Zeit war er zu einer romantischen Persönlichkeit
gestempelt. Eine solche durfte aber nicht auf der Straße
geboren und von unbedeutender Herkunft sein. Nein, hoch—
gestellte oder berühmte Persönlichkeiten mußten seine Eltern
sein, große Interessen sich an seine Existenz knüpfen, denn
nur so war das Verbrechen der langen Einkerkerung zu er—
klären. Daß letztere aber ausgemachte Thatsache war, wagten
die wenigsten zu bezweifeln, wäre es doch schade um die
schöne Romanerzählung gewesen. Aber wo seine Familie
—D0 Häuser,
hohe kirchliche Würdenträger u. a., bis die meisten Mut—
maßungen am badischen Hofe haften blieben. Da war that—
sächlich manches vorgekommen, was das Licht der Oeffentlichkeit
scheuen mußte. Sehr wahrscheinlich hatte sich schon 1812
beim Tode des Erbprinzen das Gerücht gebildet, er sei ver—
giftet oder geraubt und durch ein sterbendes Kind ersetzt
worden, ein Gerücht, das vielleicht nur in dem leicht erklär—
lichen Hasse gegen die Gräfin Hochberg seinen Ursprung
hatte. Einige Umstände bei Hausers Auftreten, wie die
Angabe über sein Alter in den mitgebrachten Briefen, legten
den Verdacht nahe, er sei das angeblich damals gestorbene
Kind. Sobald dieser Verdacht laut geworden war, war er