Es ist das Schicksal vieler Sensationsereignisse, daß sie
ebenso schnell, wie sie von sich reden machen, wieder vergessen
werden, namentlich wenn ihr Publikum aus kleinstädtischen
oder kleinstaatlichen Neuigkeitskrämern besteht. Gellert schildert
dies trefflich in der Fabel vom grünen Esel. Auch Hauser
war in Gefahr, auf die Dauer an seinem Interesse einzubüßen.
Der auf Entdeckung seiner Herkunft ausgesetzte hohe Preis
war nicht verdient worden, worin ich übrigens weder einen
Beweis dafür sehen möchte, daß sich hinter ihm überhaupt
kein Geheimnis barg, noch dafür, daß die Teilnehmer des
Geheimnisses vermöge ihrer Macht und ihres Reichtums alle
Nachforschungen vereiteln konnten. Neue Beweise für eine
Romantik seines Schicksals wurden nicht erbracht. Mancher,
der sich anfangs sehr für das Rätsel interessirt hatte, und
für den Hauser mit einem zauberhaften Nimbus umgeben
gewesen war, mochte schon gelangweilt durch das negative
Resultat der Nachforschungen ihn sich aus dem Sinne ge—
schlagen haben. Eine Wiederauffrischung des Interesses war
nur zu erwarten, wenn ein neuer Umstand hinzutrat, der
für geheimnisvolle Beziehungen sprach. Kaspar konnte sich
z. B. auf irgend etwas aus seiner Vergangenheit besinnen,
wovon er bisher noch nichts erzählt hatte. Aber dies war
auffallend und konnte ihn leicht in Widersprüche verwickeln,
war auch vielleicht nicht bedeutend genug, um weitgehendes
Aufsehen zu erregen. Weit besser war es, wenn die neue
Aeußerung nicht von ihm, sondern von andren ausging.
Anonyme Briefe wurden vielleicht einfach in den Papierkorb