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grofsen Saales, da die Facade diesem ihr fremden Bautheile in
solch eigenthümlich origineller Weise angefügt ist, zudem damals
die Decke erneuert wurde, so dafs wol kaum an eine Beseitigung
gedacht sein konnte. Im Jahre 1619 wurde der Bau unterbrochen,
ohne ganz beendet zu sein, so dafs uns einige gothische Schmuck-
stücke erhalten geblieben sind. Aber auch der neue Bau Holz-
schuhers nimmt unser Interesse in Anspruch. Die 79 M. lange
Facade ist in grofsen Dimensionen, einfachen klaren Linien ohne zer-
splitternde Detailbildung, in vornehmem Ernste gebildet; nur die
Portale mit Figuren von Leonhard Kern sind als Schmuckstücke
behandelt, die Figuren des mittleren Portals jüngst durch Prof.
Baumeister in Copieen erneuert. Der Hof, von welchem drei Seiten
annähernd fertig sind, ist gleichfalls grofsartig, dabei aber anheimelnd;
ein elegantes Brünnchen, 1557 von Labenwolf gegossen, in der Mitte
les Hofes vermehrt den Reiz der in dem Gegensatze des vordern, Vor-
nehmen neuen und des phuntastischen alten Theiles liegt, Im Innern
sind die grofse Halle des Erdgeschosses mit ihren Pfeilern und Ge-
wölben, die breite Treppe ohne besonders hervorstechende Anlage, die
zrofsen Corridore mit ihren schönen Vorkaminen, an welchen Reliefs
von Abrabam Grofs angebracht sind, und die Stuckdecken des
1. und 2. Stockes zu nennen, von denen letztere in überlebensgrofsen
Figuren zu Fufs und Pferd das erwähnte Gesellenstechen von 1446
zeigt, ein Beweis, dafs der Hang zur Festhaltung volksthümlich his-
torischer Momente aus der Lokalgeschichte ein alter Charakterzug
der Nürnberger ist,
Unter den Sälen ist der sog. kleine Ratlhaussaal (Standes-
amt) mit energisch gegliederter, schöner Täfeldecke, der Sitzungs-
saal des Gemeindecollegiums, dann die vormalige Bildergalerie
ihrer Decken und Portale wegen zu nennen. Die Zeit hat im Rath-
hause mehreres Schöne zerstört, so die kostbaren alten Oefen; da-
yegen ist insbesondere an geschmiedeten Gittern mancherlei geblie-
ben. In unserer Zeit trägt man sich mit dem Gedanken, wieder her-
zustellen und zu ersetzen, was möglich ist.
Unter den Kunstwerken, welche das Rathhaus noch birgt,
sind mehrere auf die Geschichte desselben bezügliche Gemälde zu
nennen, deren wichtigstes Joachim v. Sandrart’s Darstellung des Frie-
densmahles von 1649 ist.
Eine Reihe von Gebäuden aus alter Zeit diente den Handels-
verhältnissen. Dazu gehörte ehemals:
3. Die Schau, das Schauhaus, dem Rathhause gegenüber,