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men Süngling mit einer eifernden Nedfeligkeit, welche diefen
gar nicht zu Worte Fommen ließ, übreaus Hart zu. Unter
Underem warf er ihm vor: „daß er fich zu den Herrnhutern
hielte, in ihre Bufammenkünfte ginge, die Sefchäfte verfäumte,
und unter dem Schein des Suten manche Bosheit triebe. Er
fole nur Alles eingeftehen, die Warnung zu Herzen nehmen
und fich ja gleich von allen Solchen trennen und in der
Stille für fich bleiben.
Unfrem guten Tobias that e8 freilidy weh, von einem
fo geehrten Manne Befchuldigungen der Art hören zu müffen,
zu benen fein Sewiffen nicht Ja fagte, um fo mehr, da die
Eltern und Verwandten durch das Ürtheil diefes fo angefehenen
BSeiftlichen nur noch tiefer an ihm irre werden mußten; indeß
beweift das, was er am Ybend deffelben Tages über diefen
ganzen Auftritt in fein Tagebuch hineinfchrieb, daß er damals
fchon gar wohl verftand, folche bittere Arzneien heilfam für fich
anzuwenden. Cr beginnt mit einem herzlichen Sebet für fich,
den ev felbft für einen armen Anfänger in allem Suten hält,
und für die fheuern, lieben Seinigen alle. Seine Weußerunz
gen über den Mann, der ihn heute fo betrübte, find voll Liebe
und Schonung, und fein fefter Borfab war: er wolle demfelben,
unter dem Beiftand des Seiftes der Snade, noch innigere, bef=
fere Siebe und Achtung beweifen als vorhin, und e& ihm hierz
durch in der That zeigen, daß der Seift der rechten Chriftenz
Srömmigfeit e8 fei, der ihn Leite und führe.
Was aber den einen Hauptpunkt der Klage, feinen Um-
gang mit andern ernften Chriften, betrifft, fo bleibt e& für ihn bei
ber Megel: „Wer recht thut, der ift gerecht, den liebe ich
und habe Semeinfchaft mit ihm.“
Uebrigens blieb e8 hie und da in Beziehung auf unfern
Seligen nicht blos bei einer Falten Behandlung und allerhand
Vorwürfen, fondern einzelne Aeußerungen im Tagebuche laffen
vermuthen, daß Ein und der Andere, der gerade nicht zur Famiz
lie gehörte, aber im Sefchäfte des Haufes war und bei den
Eltern viel galt, feinen Widerwillen aqeaen den ernften, freut