Nürnberg,
unmittelbare Stadt in Mittelfranken, zweitgrösste Stadt Bayerns,
in Bezug auf Handel und Industrie aber die erste Stadt Süd-
deutschlands, liegt zu beiden Seiten der Pegnitz in einer
fruchtbaren Ebene und zählt 120,000 Einwohner. Nürnberg
ist Sitz eines Oberlandesgerichts, eines Landgerichtes, eines
Bezirksamtes, eines Oberbahnamtes, eines Oberpostamtes und
sonstiger Bezirksverwaltungsbehörden; ferner Sitz des Stabes
der 3, bayerischen Armeedivision, der 6. Infanterie- und der
3. Cavallerie-Brigade, Garnison für 1 Regiment Infanterie,
1 Chevaulegers-Regiment und eine Batterie Artillerie. Nürn-
berg hat zahlreiche wissenschaftliche Anstalten. eine kgl.
Studienanstalt, ein Realgymnasium, eine Kreisrealschule ,
eine Industrie-, Kunstgewerbe- und Handelsschule, Bau-
gewerkschule, Musikschule etc,, ferner zahlreiche Wohl-
thätigkeitsanstalten: ein allgemeines Krankenhaus, ver-
schiedene sonstige Hospitäler, ein Taubstummen- und Blin-
deninstitut, ein Waisenhaus etc, Die Industrie Nürnbergs
steht auf einer hohen Stufe der Vollkommenheit und ist zugleich
sehr mannigfaltig. Von hervorragender Bedeutung ist die Fa-
brikation von Maschinen jeder Art, Messingwaaren, mathe-
matischen und physikalischen Instrumenten, besonders electro-
technischen Arbeiten, Bleistiften, Spielwaaren, Portefeuille-
waaren, Buntpapier, Tabak, Farben, ferner die Drahtzieherei,
Metallschlägerei, Glasindustrie, Bierbrauerei, Kunstschreinerei
etc. Auch die altberühmten Nürnberger Lebkuchen sind nicht
zu vergessen. Der Bedeutung der Industrie entspricht der
lebhafte Handel, dessen Geldgeschäfte durch die kgl, Bank,
Filiale der bayr. Notenbank in München, eine Reichsbank-
filiale und sonstige Geldinstitute vermittelt werden. Vor
Allem ist Nürnberg der Mittelpunkt des Hopfenhandels für
den ganzen Continent.
Die innere Stadt wird durch den Pegnitzfluss in zwei
Hälften getheilt: die südliche dem Bahnhof zugekehrte heisst
die Lerenzer Seite, die nördliche dieSebalder Seite;
die äussere Stadt theilt sich in den Lorenzer Burgfrieden
mit den Vorstädten Gostenhof im S.-W. und Marienvorstadt
im S,-O. und in den Sebalder Burgfrieden mit den Vorstädten
St, Johannes im W. und Wöhrd im O. Die Sebalder und
Lorenzer Seite sind durch verschiedene Brücken mit ein-
ander verbunden, deren mehrere sehr interessante perspectivische