Einleitung. Geschichtliches.
wurden. Aber dieser grossen Periode Nürnbergs sollte auch
ihre Stunde schlagen. Als der Seeweg nach Ostindien um
das Kap der guten Hoffnung entdeckt wurde, als Christoph
Columbus die neue Welt fand, da lenkte der Handel in
andere Bahnen, er wurde vorzugsweise atlantisch; und wie
Venedig und Genua von ihrer Höhe herabsteigen mussten,
so sank auch Nürnberg als Handelsplatz, bis die neu auf-
blühenden Gewerbe ihm einen Ersatz für den Verlust
schufen. „Nürnberger Witz und Tand gehen durch alle
Land‘, hiess es damals schon, und noch heute yehen Nürn-
berger Waren nach allen Gegenden des Erdballs. Der
Speditionshandel wird durch den Ludwigskanal, welcher
Donau und Rhein verbindet, und durch mehrere Bahnlinien
begünstigt. In Nürnberg selbst werden erzeugt: Metall-,
Holz-, Horn- und Lederwaren, Bleistifte, Farben, Pinsel,
Lebkuchen, Draht und Spielsachen. Hochentwickelt ist die
Maschinen- und Eisenwarenfabrikation sowie die elektrische
Industrie in allen ihren Zweigen. Ausserdem werden in Nürn-
berg bedeutende Wechselgeschäfte gemacht, und endlich hat
sich die Stadt zum Hauptmarkt des Hopfenhandels auf dem
Kontinent aufgeschwungen.
Nürnberg ist durch und durch eine Charakterstadt;
Baukunst, Malerei und Bildhauerkunst vereinigten sich, unı
ein prächtiges Gesamtbild zu erzeugen, das als ein herr-
liches Denkmal deutscher Vergangenheit vor uns steht.
Jeder Stein erzählt uns hier Geschichte, jedes Haus ist ur-
eigen, so recht deutsch. Und in wie verschiedenen Zeiten
auch alles geschaffen ist, was wir sehen, so bildet es doch
ein harmonisches Ganzes. Lange gerade Strassen kennt
Nürnberg nicht; alle sind gekrümmt und winkelig, steigen
auf und ab und verwirren sich untereinander. Die Bürger-
häuser mit ihrem Fachbau, ihren Giebeln, Erkern und weiten
Hausfluren stehen nicht in Reih’ und Glied geschlossen an
den Strassen, sondern sie springen meist im Winkel ab und
bilden malerische Zickzacklinien. Hierzu gesellen sich die
zahlreichen Kirchen und Kapellen, die künstlichen Brunnen.
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