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Dritter Festtag
(Dienstag, den 23. Juli.)
Die Morgenstunden des letzten Tages des großen deutschen
Sängerfestes versammelten die Sängergäste an verschiedenen Plätzen
der Stadt, von wo sie mit Musikchören an der Spitze einen Aus—
flug nach Dutzendteich und Schmausenbuck unternahmen, um
sich ganz der geselligen Heiterkeit zu überlassen.
Daß die Unterhaltung dort gewürzt ward durch frohes Lied
und sinniges Wort, ist leicht denkbar, denn wie könnten deutsche
Sänger beisammen sein ohne Gesang und kräftiges Wort? —
Fremde sowohl, als die gastlichen Nürnberger bewegten sich mit
zegenseitiger Gemüthlichkeit und Vertraulichkeit durch einander und
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Aber nach und nach beginnen die Herzen betrübter zu werden,
da mancher edle Freund seinen Abschied ankündigt und sich wieder
fortführen läßt in seine engere Heimath, um seinen Lieben zu
Hause zu verkünden von der deutschen Einigkeit und Herzlichkeit
in Nuürnbergs Mauern. —
Nachmittag kamen die Vorstände der verschiedenen beim Feste ver—
tretenen Vereine zusammen, um unter Dr. Gerster's Vorsitz in 2stün—
diger Berathung einige, Gesang und Gesangvereine betreffende, Gegen—
stände zu besprechen. Man einigt sich dahin: „Einen schwäbischen
Sängerbund zu errichten — eine bestimmte, allgemeine Sängerbe—
grüßung einzuführen, so ähnlich wie der Turner: „Gut Heil!“
und darüber in den Zeitungen später Mittheilung zu machen; —
ferner, daß unter 5 Jahren kein allgemein deutsches Sängerfest
wieder abgehalten werde; — endlich, daß man den silbernen Pokal,
den der Canton Bern als Ehrengabe dem für den besten anerkannten
Verein übergeben, auf die Anregung der Herren Hiller und Abt,
dem Wiener Männergesangvereine per Akklamation zuweisen
möchte. Abt sagte, er habe nie schöner singen hören, als diese
Männer gesungen. Anerkennung bekamen nächstdem die Königs—
berger und Innsbrucker Sänger. — Nach erledigten Geschäften
ging die Versammlung mit einem Hoch auf den Leiter der Ver—
handlung, Herrn Dr. Gerster, auseinander. —