ten versucht — gewiß, auch sein Leben wäre groß und berühmt
wie seine Schöpfungen, wie seine Philosophie; allein das
Schicksal hat es vorgezogen unserm Dichter enge und drückende
Grenzen des Daseins zu ziehen und so wird es einer liebevoll—
achtsamen Wanderung durch sein Leben bedürfen, um in dem
großen Dichter auch den großen Mann und Menschen zu
entdecken...
Morgen sind es hundert Jahre, da wird in einem Städt—
chen Schwabens ein Knäblein geboren in Verhältnissen, die
man ärmlich nennen könnte, in einem Hause, das vor Woh⸗
nungen der Armuth wenig voraus hat, unter Umständen, die
keineswegs zeigten, daß der kleine Erdenbürger vom nächsten
Nachbar oder der Stadt oder gar vom ganzen Lande als Wun—
der erwartet werde; ein leichter ruhiger Nebel hüllt die Stadt
und Gegend ein, auf dem Platze vor dem Hause gehen die
Leute weder zahlreicher noch rascher ab und zu und die Wasser
eines Brunnens rauschen nach wie vor eintönig in die Weitung
ihres Beckens nieder.. Nur in dem Hause selber, zwischen
vier engen Wänden, wird des Kindleins freudiger gedacht,
wird es doch von einem seligen Mutterherzen empfangen, von
einem frohen Vater als erstgebornes Söhnlein, als künftiger
Träger seines Namens begrüßt!.. Und der Vater nimmt den
lieben Neugebornen in die Arme und sieht ihn an mit wun—
derbaren Augen und hebt ihn empor zum Vater aller Menschen
und spricht mit tiefbewegter Stimme:
„Du Wesen aller Wesen, zu Dir bete ich, daß Du mei—
nem Sohn an Geistesstärke zulegen möchtest, was Hich aus
Mangel an Unterricht nicht erreichen konnte!“
Und das Wesen aller Wesen hört diese Worte und ver—
nimmt, daß hier ein Vater ausnahmsweise nicht um Geld und
Gut für seine Kinder bete und schauert in Gnaden und lähßt