Volltext: Nürnbergs Bedeutung für die politische und kulturgeschichtliche Entwickelung Deutschlands im 14. und 15. Jahrhundert

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Anspruch entgegen, daß ihr Leben die Aufrichtigkeit ihrer 
Grundsätze verbürge. Schillers Person-scheut nimmer das Ta— 
geslicht; 
Denn hinter ihm in wesenlosem Scheine 
Lag, was uns alle bändigt, das Gemeine. 
Ich rede hier nicht von groben Fehlern, für welche die 
Genialität oft nur allzuwillig den Freibrief erhält; aber auch 
so gar nichts Trübes ist in dieser spiegelreinen Seele, nachdem 
sie aus der Gährung der Jugend sich einmal geklärt hat. Wie 
kindlich und brüderlich bleibt sein Verhältniß zu Eltern und 
Geschwistern! Die Mutter bezeugte noch im Sterben, daß er 
der beste Sohn gewesen, und die fast neunzigjährige Schwester 
bewahrte mit rührender Pietät sein Andenken. Wie reich er— 
scheint sein Herz in den Briefen, die er mit der Braut ge— 
wechselt, und als er Gatte und Vater war, siehe da erweist 
es sich noch reicher, weil er den Seinen all seine Schätze von 
Lieb' und Vertrauen erschließt. Da hängt er an Weib und 
Kind mit der vollen Zärtlichkeit eines deutschen Hausvaters, 
der in der Familie so gern die Welt vergißt, und ehrt die 
Gattin mit der besten Ehre, indem er sie zur Cheilnehmerin 
macht von seinen besten Gedanken. Denn sie war ihm Ge— 
nossin seines innern Lebens, nicht bloß Versorgerin und Meh— 
rerin des Hauses. Sein inneres Leben aber pulsirte kräftig 
und rastlos im Lernen und Forschen, im Sinnen und Schaffen. 
Ist eine Aufgabe gelöst, so wacht auch schon ungeduldig das 
Verlangen nach einer neuen, wo möglich höheren. So strebt 
er, ungeblendet von Erfolgen, frei von Eitelkeit, immer sicherer 
mit dem Wachsthum der Klarheit, unabhängig im Urtheil, 
gegen Schmeichelei unbestechlich, gerechtem Tadel zugänglich, 
den Blick nur auf die gute Sache gerichtet, von fremdartigen 
Rücksichten unverwirrt, dem Ideale des Schoͤnen zu. Dankbar
	        
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