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jenen Tagen, wo noch Wodans Stimme durch die Eichen rauschte.
Der frivole Witzling widert uns an; dem Dichter, der mit
Gott und Tugend den Bund geschlossen, bffnet sich des Deut—
schen Gemüth zum unauflöslichen Seelenverein. —
Der sittliche Geist unseres Volkes aber ist verschwistert mit
der segensreichen Himmelstochter, der heiligen Ordnung;
sein Freiheitstrieb fern von phantastischem Uebermaß. Der lä—
stert Schillers Namen, wer ihn in Verbindung bringt mit je—
ner undeutschen Zerstörungswuth, die jenseits des Rheines wahn—
bethört durch Städte und Gaue schritt. Wo rohe Kräfte sinn—
los walten, da kann sich kein Gebild gestalten, singt der deutsche
Freiheitsdichter, welcher allerdings Mäünerstolz vor Königsthro—
nen gelehrt, aber auch nie die Majestät der Menge angebetet
hat. Ein Gegner der Parteien und ihrer Leidenschaft, liebt er
diejenige Form der innern Freiheit, die sich auf Recht, Sitte
und Bildung stützt, und setzt den letzten Rest seiner Lebenskraft
an die Anbahnung der äußern. Als er seinen Tell schrieb,
schwang Napoleon das eiserne Scepter. Ans Vaterland, ans
theure schließ dich an! rief er damals unter Fürsten und Völ—
ker. Ungeduldig trägt seit Armin der Deutsche ein fremdes
Joch, lässiger die Obmacht heimischer Herren; Treue geht ihm
noch über die Freiheit. Aber mehr noch als Patrioten hinwie—
derum sind wir Weltbürger. Ist erst der Fremden Unbill
abgewehrt, gleich fliegt auch die Liebe zu den Millionen über
den Erdball. Schiller war Kosmopolit und kein Deutscher, ru—
fen die Gegner. Eben recht ein Deutscher, weil er Kosmopo—
lit war.
Ja es weht uns allenthalben theure Heimathluft an aus
seinen Liedern und Sprüchen und namentlich auch, aus seinen
Dramen, ob wir in Philipps Saal oder in Marias Kerker
oder in der Hütte des Schweizers weilen. Hinweg über klein—