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Folterkammer im Lochgefängniss S. 38) gebracht, Dieser
grauenerweckende Ort mit seiner Folterkammer und
seinen feuchten, düsteren Zellen und Gängen, in die
kaum ein Strahl des Tages fällt, giebt uns noch heute
ein trauriges Bild jener barbarischen Zeit und ihrer grau-
samen Rechtspflege; zugleich sehen wir aber auch ein
Beispiel strenger Unparteilichkeit in dem Verfahren gegen
den hochgestellten Mann, dessen Schuld indess keinem
Zweifel unterliegt. Der oberste Losunger wurde zum
Tode durch den Strang verurtheilt und schon am
28. Februar 1469, nicht ganz zwei Wochen nach seiner
Verhaftung, Öffentlich hingerichtet. Alle Fürbitten, die
von den einflussreichsten vornehmen Personen, besonders
von dem Markgrafen Albrecht und seiner Gemahlin,
an den Rath gestellt wurden, blieben unbeachtet.
Vom Lochgefängniss laufen auch jene unterirdischen
Gänge aus, die theilweise noch heute begangen werden
können. Nach einer vorhandenen Beschreibung des Loch-
gefängnisses erstrecken sich diese Gänge bis weit vor die
Stadt und insbesondere soll einer derselben auf dem
Dutzendteich, jetzt ein Vergnügungsort, ohngefähr eine
halbe Stunde vom Frauenthor aus gelegen, ausgemündet
haben. Die Unsicherheit der damaligen Zeit, die Furcht
vor Ueberfällen in den vielen Fehden und Kriegen, wohl
aber auch vor Aufständen in der Stadt selbst, liessen
solche geheime Ausgänge als nothwendig erscheinen. —
Von besonderem Interesse wird dem Besucher des
Rathhauses die an der Decke des Ganges im 2, Stock
von dem Bildhauer Hans Kern 1621 in Stuck aus-
geführte Darstellung eines Gesellenstechens erscheinen,
welches im Jahre 1446 auf dem Marktplatz von den Jungen
Geschlechtersöhnen zur Feier der Hochzeit des Wilhelm
Löffelholz mit der Kunigunde Paumgärtnerin abgehalten
wurde, Es war ein Turnier im vollen Sinne des Wortes,
In voller Rüstung ritten die jungen Patrizier in die
Schranken, jeder derselben mit seinem Rüstmeister und
sogen. „Stangenführer‘““ hinter sich nebst zwei Fuss-
knechten oder Trabanten, die alle in den Wappenfarben
ihrer Herren gekleidet waren. Von den Preisen, welche
die Braut vertheilte, erhielt den ersten, der aus einem
„Heftlein‘“ (Nadel) im Werthe von ı2 fl. bestand, Konrad