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Fleinen Büchlein, das er ihnen das Teßte Mal, wo er hier war,
fchenFte, gelefen hätten, und was fie fich wohl daraus gemerkt 2
Dann erzählte er ihnen vom Herrn Iefu und daß wir den
recht. lieb haben müffen, denn er habe die Kinder auch recht
lieb, und Sefchichten von guten frommen Kindern, die noch
nicht mit in das Büchlein, das er ihnen gegeben, hineingedruckt
find, die aber der liebe Sott, wenn fie fo fromm blieben,
hinein in fein Lebensbuch fchreiben wird.
So war denn auch daheim in Nürnberg, wenn etwa Ci:
ner mit dem feligen Tobias Über die Straße ging, oftmals
gar Fein Fertigwerden mit den Kindern allen, die den Herrn
Kießling grüßen und ihm eine Hand geben wollten. Denn
außerdent, daß diefer gute Kaufmann die ganze Kundfchaft feiz
nes feligen Vaters, welche diefer (nach S. 7) unter derlei
großen und feinen Leuten gehabt, geerbt zu haben fchien, war
er auch aller Welt Gevattersmann.
Freilich die Connerionen, in die er durch die Mehrzahl
feiner Sevatterfchaften Fam, waren gerade nicht von der Art,
daß er viel darum beneidet worden wäre. Denn der größte
Theil feiner Sevattersleute gehörte nicht blos zu den Armften
Leuten in der Stadt (das wäre wohl noch gern zu ertragen
gewefen), fondern bei gar manchen darunter war auch die Aufz
führung nicht eben rühmlich, und e8 gab eine und die andere
Darunter, welche wohl in einem großen Theil der Stadt, wenig=
[tens unter den ehrbaren und bemittelten Bürgersleuten, verges
bens würden von Thür zu Ihlir gegangen fein nach einem
Wathen;z bei Herrn Kießling, wenn der gerade nicht aus:
wärts war, Flopften fie aber nicht vergebens an. Denn wenn
man ibm auch, um ihn etwa abzuhalten, von den neuen Se:
vattersleuten das Eine und Andere erzählte, das gar nicht rlühms
lich lautete, fo antwortete er immer darauf: „fie find ja doch
Menfchen, find doch erlöfete Chriften, vielleicht holt fie der
Herr dennoch herum.“ Und da hielt er denn auch das Kind
der verachtetften und verächtlichften Eltern felbft zur Taufe,
betete für daffelbe von ganzem Herzen und forate auch nachz