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X. Die Verbindung des Seminars mit der Volks-
schule und den Volksschullehrern
ist leider eine sehr lockere. Gegenwärtig steht das Seminar Altdorf
nur in Beziehung zu den Seminarschulen und den Seminarschul—
lehrern. Bisher hatte der Seminarinspektor durch Zuziehung zu der
Anstellungsprüfung für die Schulamtskandidaten des Kreises Ober—
franken (Oberpfalz) Gelegenheit, wenigstens einen Teil der ehemaligen
Seminaristen nach 4 Jahren wieder zu sehen und ihre Fortschritte
und Entwicklung kennen zu lernen. Mit der organischen Veränderung
des Seminars zu Bamberg wurde auch dieses Band zerrissen.
Seit 7 Jahren ist einer der Seminarlehrer zur Anstellungsprüfung
der mittelfränkischen Schuldienstexspektanten zugezogen worden. Diese
Zuziehung ist freudig zu begrüßen, obgleich man auch da nur einen Teil
der ehemaligen Altdorfer Seminaristen kennen lernt. Auffallen muß
es, daß zur Anstellungsprüfung in Unterfranken, Schwaben und in
der Oberpfalz nicht hin- und wieder auch der protestantische Seminar—
inspektor oder ein Seminarlehrer von Altdorf berufen wird.
Da die in Preußen schon seit 1840 angeordneten Reisen der
Seminardirektoren zur Revision der Schulen des umliegenden Bezirks
in Bayern nicht vorgeschrieben sind, und an den Lehrerkonferenzen
nur diejenigen Seminarlehrer Anteil nehmen, welche Mitglieder des
bayerischen Volksschullehrervereins sind, so steht das Seminar, wenn man
das abrechnet, was durch die Presse, oder die Seminaristen und bei den
Konzerten bekannt, sichtbar und hörbar wird, seinen früheren Schü—
lern gegenüber auf dem Isolirschemel. Wir beklagen das. Schon im
Jahre 1874 haben wir, wie der frühere preußische Seminardirektor
Dr. Harnisch gesagt, daß die Seminare. rechte „Schulmeisterhaupt—
quartiere“, Mittel- und Brennpunkte des deutschen Volksschulwesens
sein sollten. Die Zeit, das Leben stellen ihre Forderungen an die
Schule; sie ändern, sie steigern sich. Das Seminar muß diesem
Fortbildungsprozeß nicht teilnamslos gegenüber stehen, es muß beo—
bachten und berücksichtigen, es muß nehmen und geben, empfangen
und darreichen. Wo diese wechselseitige Befruchtung fehlt, da wird
das Seminar zur Schullehrerfabrik.!) „Ein Seminar, dessen
Atemzüge nicht in der Provinz gefühlt werden, und dessen Blut
) Siehe: „Schulaufsicht und Lehrerbildung in Bayern.“ Würzburg,
Stuber 1874.