Objekt: "Als Nürnberg freie Reichsstadt war"

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„Nun dann, in Gottes Namen,“ sprach der Meister, 
„so nimm sie hin und sie möge Dir sein, was ihre 
Mutter mir war, ein treues, deutsches Weib, der 
höchste Schatz auf Erden, das höchste Kleinod, das 
der Himmel dem Manne verleihen kann.“ Thränen 
glänzten in des Meisters Augen, als er die Hände 
des jungen Paares ineinander legte und beide dann 
mit väterlicher Herzlichkeit umarmte. 
Vor Freude schluchzend umarmte Frau Gerla 
Margarethen, einen Kuß auf ihre Stirne drückend. 
„Ich bin überzeugt,“ sagte Meister Vischer, sich 
die Augen trocknend, „daß meine Tochter in Euch, 
liebe Frau Gerla, ihre Mutter wieder gefunden, und 
sich gewiß auch Euerer Liebe würdig zeigen wird.“ 
„Gewiß, gewiß,“ schluchzte die ganz in Freude 
selige Mutter, „hab ich doch immer gesagt, als Eure 
selige Frau Irmtrude noch lebte, daß die Beiden ein 
Pärlein würden. Sie sagte dann immer, so Gott 
will, und Hans ein Rothschmied wird, denn sonst würdet 
Ihr sie ihm nicht geben. Aber es war Gottes Wille, 
denn die Engel im Himmel schließen die Ehen und 
wachen über dieselben, wenn sich so zwei ganz und 
gar lieb haben.“ 
„Hans ist zwar kein Rothschmied worden,“ er— 
widerte der Meister, „aber tüchtig in seiner Kunst 
und er wird mir's nicht nachhalten, daß ich zuweilen 
ein wenig derb.“ — — 
Erst nach 14 Wochen sollte die Vermählung ge— 
feiert werden; denn wie Meister Vischer meinte, habe 
der Brautstand auch seine eigenen Reize, besonders 
für die Frauen, deren ganzer Charakter eben in diesem 
Stande sich meist zu ihrem Vortheile ändere.
	        
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