Objekt: 1828-1833 (1. Band)

Polizeirat Merker. 
65) „Seine blauen Augen sind der Spiegel seines inneren Men— 
schen. . . . Noch nie () ist der Fall vorgekommen, daß von den 
vielen Hunderten jedes Standes vom In- und Auslande, welche ihn 
gesehen und beobachtet haben, irgend jemanden auch nur der leiseste 
Gedanke ()) an die Möglichkeit eines Betruges aufgestiegen wäre.“ 
Sogar für Nürnberg eine Unwahrheit. 
7) „Sein Gang sowie die Haltung seines Körpers war schwan— 
kend und unsicher; und beim Treppen-Auf- und Absteigen mußte 
er geführt werden.“ Eine noch stärkere Unwahrheit. „Er kam 
mit ganz wunden Fußsohlen hier an.“ Der gläubige Ge— 
fängniswärter Hiltel, der einzige Zeuge, der hier in Betracht kommt — 
denn er sah Kaspars Füße drei Wochen früher als der Arzt — hat 
eidlich zu Protokoll gegeben: „seine Füße waren bei seiner Ankunft 
wohl nicht wund, jedoch sehr angelaufen, da seine Stiefel ganz 
enge waren“. Was schon manchem Menschenkind passiert sein mag. 
Ein bejahrter Arzt, der den Kaspar Hauser während seines 
Aufenthalts in Nürnberg gekannt hat, erinnert sich deutlich, daß er 
den Gang eines Plattfußes hatte. Dieser Zeitgenosse fügte 
hinzu: „Der Plattfuß rührt von Schwäche der Gelenkbänder, diese 
von skrofulöser Anlage her. Schwäche der Gelenkbänder tritt bei 
Strofulösen auch in anderen Körperteilen auf und kann sehr wohl 
bei Hauser die angeblich auffallende Kniebildung verursacht haben. 
Skrofulöse zeichnen sich auch durch besonders zarte Haut aus.“ Auch 
als Plattfuß könnte Kaspar ein leidenschaftlicher Reiter (nach Hickel 
„kehrte er die Schuhspitzen wie ein Reiter einwärts“) und Tänzer 
gewesen, der Plattfuß kann also sehr wohl für diesen Unterteil 
der Kern der Fabeleien sein. Um aber auf eine strofulöse Basis 
zu schließen, müßten wir wissen, ob Kaspars Plattfüße angeboren 
oder, wie z. B. die der Kellner und Bäcker, erworben waren. 
Als Plumpfuß wäre ihm die Sache angeboren, er aber nicht der 
gesuchte Tänzer der Kasparnärrinnen gewesen. 
8 „Als ihm nach mehreren Monaten seines Hierseins, wo er 
schon sicherer gehen konnte, zum erstenmale Stiefel angezogen wurden, 
worüber er große Freude hatte. benahm er sich so ungeschickt, daß
	        
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