„Ach ja, (mit sehr schwacher Stimme) Sie sind ja der
HE. Präsident von Ansbach.‘ Er mußte mich bloß an
meiner Stimme erkannt haben; denn er blickte nicht auf,
seine Augen blieben geschlossen und überdies verhüllte
der grüne Schirm mich zu sehr. Ich setzte mich neben
ihn, brachte ihm einen Gruß von Helene v. Dobeneck,
worüber er große Freude und Dank äußerte. Er richtete
nun seine ganze Aufmerksamkeit auf mich, klagte mir
sein Leid und sprach, sich oft unterbrechend, manchmal
einschlummernd, in langsam gedehntem, leisem klagendem
Ton, zuweilen aber doch mit feierlichem Ernst, gleichsam
wie in Verzückung und zuweilen die Hände erhebend,
übrigens sich nicht bewegend, von seinem Schicksal, das
ihn dazu bestimmt habe, zu sterben, von Mörderhand
umzukommen. ‚‚Wenn ich auch diesmal davon komme;
ich werde doch von dem Manne noch umgebracht werden.
— Mein Gefühl hat mir es immer gesagt; er selbst hat es
auch gesagt, daß er mich noch umbringen wird, Er muß
es ja tun — hat gewiß erfahren, daß ich meine Gefangen-
schaft beschrieben, daß ich genau den Weg angegeben
habe, den er mich früher bis nach Nürnberg geführt hat;
er wird denken, daß ich schon Dinge gesagt, vor denen
er sich fürchtet. — Er muß mich umbringen, weil er
fürchten muß, daß ich mich nach und nach an das erinnere,
was mit mir geschehen ist und wo ich gefangen gewesen
bin und warum er mir das getan hat, der Mann, der mir
alles — alles genommen hat. Sobald ich im Leben
erwacht bin, fürchtete ich mich vor dem Mann,
der mich hieher gebracht hat. Wenn ich in Nürnberg
so etwas sagte, nannte man mich einen Hasenfuß. Aber
er wird mich gewiß umbringen; und wenn er nicht anders
kann, durch einen Schuß. Er ist ein guter Schütz. Gerade
vor 3 Tagen, als ich morgens erwachte, war mir so bang
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