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deutungsvoll ist, weil dieses Institut die Pflanzschule für Feinmechanik
wurde und bald nach seiner Gründung durch ausgebildete Mechaniker zu
zahlreichen sog. „Reichenbach’schen Werkstätten“ den Anstoss gab. Von
einer Instruktionsreise aus England zurückgekehrt, auf welcher er die
englischen Werkstätten für die Anfertigung mathematischer Instrumente
kennen gelernt hatte, verband er sich 1804 mit Utzschneider und Liebherr
zu diesem Unternehmen, das, fortwährend mit seinen Zielen wachsend,
später in Verbindung mit Fraunhofer und Steinheil zu einem mathematisch-
mechanischen und optisch-mechanischen Institut heranwuchs, das München
zum Vvornehmsten Sitz mechanisch-optischer Technik machte und ein hervor-
ragendes Mitglied der europäischen Gradmessung zu dem Ausspruch ver-
anlasste: „München habe durch seine von Utzschneider, Reichenbach, Fraun-
hofer und Steinheil gegründeten Institute für die europäische Gradmessung
mehr gethan als irgend eine Stadt der Welt“. Noch heutigen Tages be-
stehen diese Institute, wenn auch getrennt fort unter der Firma: mathe-
matisch-mechanisches Institut von Ertel und optisch - mechanisches Institut
von Steinheil und geniessen nach wie vor in der ganzen Welt das höchste
Ansehen. (Siehe den Bericht über Gruppe VI.)
Joseph Mannhardt, Mechaniker und Uhrmacher in München, gehört
ebenfalls zu den hervorragendsten Technikern seiner Zeit, da er nicht nur
als Gross-Uhrmacher in dem Rufe stand, vorzüglich richtig gehende Uhren
zu bauen, sondern noch mehr Anerkennung dadurch genoss, dass er sich
insbesondere die Verbesserung der Werkzeuge angelegen sein liess und
zwar in der uneigennützigsten Weise, indem er nie aus seinen Verbesserungen
und Erfindungen ein Geheimnis machte. Geradezu Aufsehen erregte auf
der bayerischen Landes-Ausstellung 1834 von Mannhardt ein Bratenwender
mit Uhrwerk, ein Parallelschraubstock , eine Blechdurchschneidemaschine
zur Anfertigung der Kaffesiebe und anderer durchbrochener Blechverzierungen,
welche mit einer Bewegung 2273 Löcher in Blech erzeugte. Ferner erntete
er vielen Beifall mit seinen Siegelpressen, Plombiermaschinen u. dergl. —
Besonders wichtig sind aber die von Mannhardt erfundenen und ausgeführten
Werkzeugmaschinen, unter welchen hervorzuheben sind: Bohrmaschinen,
Stossmaschinen, Hobelmaschinen und Drehbänke, letztere mit selbstthätigen
Supports und mit Einrichtungen zum Fräsen versehen. Ausserdem ist
Mannhardt Erfinder einer Flachshechel- und Flachsfeinspinnmaschine sowie
eines mechanischen Webstuhls und einer Reihe kleiner Spezialmaschinen
für die Uhrmacherei, die Feinmechanik und den Maschinenbau. Die aus
der Mannhardt’schen Werkstätte (welche auch heute noch unter demselben
Namen als Grossuhren-Fabrik in München vorhanden ist) hervorgegangenen
Produkte sind so vorzüglich konstruiert und ausgeführt, dass jetzt noch
verschiedene damals von Mannhardt gelieferte Werkzeugmaschinen in der
kgl. Eisenbahn-Zentralwerkstätte zu München in vollem Betrieb stehen und
dass sie anderen Maschinenbauern zum Muster dienten.