fullscreen: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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deutungsvoll ist, weil dieses Institut die Pflanzschule für Feinmechanik 
wurde und bald nach seiner Gründung durch ausgebildete Mechaniker zu 
zahlreichen sog. „Reichenbach’schen Werkstätten“ den Anstoss gab. Von 
einer Instruktionsreise aus England zurückgekehrt, auf welcher er die 
englischen Werkstätten für die Anfertigung mathematischer Instrumente 
kennen gelernt hatte, verband er sich 1804 mit Utzschneider und Liebherr 
zu diesem Unternehmen, das, fortwährend mit seinen Zielen wachsend, 
später in Verbindung mit Fraunhofer und Steinheil zu einem mathematisch- 
mechanischen und optisch-mechanischen Institut heranwuchs, das München 
zum Vvornehmsten Sitz mechanisch-optischer Technik machte und ein hervor- 
ragendes Mitglied der europäischen Gradmessung zu dem Ausspruch ver- 
anlasste: „München habe durch seine von Utzschneider, Reichenbach, Fraun- 
hofer und Steinheil gegründeten Institute für die europäische Gradmessung 
mehr gethan als irgend eine Stadt der Welt“. Noch heutigen Tages be- 
stehen diese Institute, wenn auch getrennt fort unter der Firma: mathe- 
matisch-mechanisches Institut von Ertel und optisch - mechanisches Institut 
von Steinheil und geniessen nach wie vor in der ganzen Welt das höchste 
Ansehen. (Siehe den Bericht über Gruppe VI.) 
Joseph Mannhardt, Mechaniker und Uhrmacher in München, gehört 
ebenfalls zu den hervorragendsten Technikern seiner Zeit, da er nicht nur 
als Gross-Uhrmacher in dem Rufe stand, vorzüglich richtig gehende Uhren 
zu bauen, sondern noch mehr Anerkennung dadurch genoss, dass er sich 
insbesondere die Verbesserung der Werkzeuge angelegen sein liess und 
zwar in der uneigennützigsten Weise, indem er nie aus seinen Verbesserungen 
und Erfindungen ein Geheimnis machte. Geradezu Aufsehen erregte auf 
der bayerischen Landes-Ausstellung 1834 von Mannhardt ein Bratenwender 
mit Uhrwerk, ein Parallelschraubstock , eine Blechdurchschneidemaschine 
zur Anfertigung der Kaffesiebe und anderer durchbrochener Blechverzierungen, 
welche mit einer Bewegung 2273 Löcher in Blech erzeugte. Ferner erntete 
er vielen Beifall mit seinen Siegelpressen, Plombiermaschinen u. dergl. — 
Besonders wichtig sind aber die von Mannhardt erfundenen und ausgeführten 
Werkzeugmaschinen, unter welchen hervorzuheben sind: Bohrmaschinen, 
Stossmaschinen, Hobelmaschinen und Drehbänke, letztere mit selbstthätigen 
Supports und mit Einrichtungen zum Fräsen versehen. Ausserdem ist 
Mannhardt Erfinder einer Flachshechel- und Flachsfeinspinnmaschine sowie 
eines mechanischen Webstuhls und einer Reihe kleiner Spezialmaschinen 
für die Uhrmacherei, die Feinmechanik und den Maschinenbau. Die aus 
der Mannhardt’schen Werkstätte (welche auch heute noch unter demselben 
Namen als Grossuhren-Fabrik in München vorhanden ist) hervorgegangenen 
Produkte sind so vorzüglich konstruiert und ausgeführt, dass jetzt noch 
verschiedene damals von Mannhardt gelieferte Werkzeugmaschinen in der 
kgl. Eisenbahn-Zentralwerkstätte zu München in vollem Betrieb stehen und 
dass sie anderen Maschinenbauern zum Muster dienten.
	        
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