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Drittes Kapitel.
ihnen den Bauern allerlei Zauberei- und Wundkräuter ver—
kauften, leerten die andern geschwind die Wurstkammer. Darnach
haben sie dem Schulmeister, der ihnen um solcher Bosheit willen
mit harter Strafe gedräuet, erst mit schnöder Widerrede ver—
golten und dann sich gar thätlich an ihm vergriffen.“
„Die Unholde haben ja nun aber ihren Lohn“, meinte
Wilibald.
„Hm!“ brummte Albrecht vor sich hin. „Wenn aber
solche Gesellen unter uns sitzen, mag's dich dann noch wundern,
daß es bei uns mit den Wissenschaften nur lahm gehet? Ich
tröste mich wohl der vielen armen Knaben, die, gar keine Schule
besuchend, auf den Straßen und Gassen der Stadt herumstreichen;
aber wenn ich dein gedenke, Wilibald, so wandelt es mich doch
an wie Neid. Dürfte ich doch auch in Doktor Philanders Schule
sitzen, denn mich verlanget, viel zu lernen, recht sehr viel.“
Wilibald schwieg und saugte nachdenklich an dem Daumen
seiner Hand. „Gern gönnte ich's dir“, sagte er dann nach einer
Weile, „doch wie sollte das geschehen? — — — — Wolltest
du aber einmal heimlich zuhören, ich wüßte wohl Rat. Siehe
dort den Winkel hinter dem Wandschrein, da magst du dich
bergen, daß niemand deiner ansichtig wird. Kannst gleich morgen
kommen, falls Herr Burgsdörffer dir nicht gram wird, wenn
er dich vermißt.“
„Dieses macht mir keine Sorge“, fiel Albrecht lebhaft ein.
„Bei uns gehet es als wie in einem Taubenschlag, Tag für
Tag fehlet ein gut Teil, und ist keine Zucht und Ordnung,
eben um der Fahrenden willen, die es treiben nach ihrem eignen
Gelieben, als wären sie die Herren.“
„Nun wohlan“, mahnte der Wilibald, „so komme morgen
gleich in der Frühe, ehe noch der Doktor Philander über die
Schwelle tritt.“ —