Metadaten: Fünfzig Jahre Mitgliedschaft Nürnberg im Verband der Deutschen Buchdrucker

Wir können nicht unterlassen, hier das Publikum ganz besonders darauf auf- 
merksam zu machen, daß eine ganze Veihe von Druckereien laut schriftlicher Er— 
clärung schon ihre Bewilligung gegeben hat, wie überhaupyt noch in den nächiten 
Tagen eine weitere Anzahl der Prinzipale ihre Zustimmung erteilen wird. 
Eine umfangreiche Liste von Druckerei-Firmen liegt vor uns, die erkennen 
läßzt, daß es im Deutschen Veiche doch noch zahlreiche humane Druckerei-Prinzipale 
gibt. Der Erfolg hat bis jetzt die gehegten Erwartungen vollständig übertroffen. 
Mehrere Städte sind überhaupt schon für die Gehilfen gewonnen, während in einer 
Reihe anderer ebenfalls in Betracht kommender äußerst günstige Erfolge in Folge 
des Entgegenkommens der Prinzipale zu verzeichnen sind. Ein Beispiel für seine 
Zerren Kollegen gab der Hofbuchdruckereibesitzer Herr W. Moseser in Berlin. 
Als die Gehilfen am Samstag dem Faktor die Kündigungen überreichten, glaudte 
derselbe solche nur unter Vorbehalt entgegennehmen zu dürfen, da dieselben in 
der Form seinen Wünschen nicht entsprachen. Als nach einiger Seit der Chef das 
Seschäftslokal betrat, machte der Faktor von dem Geschehenen Mitteilung, natür⸗ 
lich auch, daß er die Kündigung vorbehaltlich angenommen. Nun wurde ihm von 
Herrn Moeser folgende Antwort zu Teil: „Wieso mit Vorbehalt? Vatürlich 
nehmen wir die Kündigung an. Die Herren sind ja als brave Ver— 
einsmitglieder verpflichtet, so zu handeln. Auch tun sie es ja 
eigentlich gar nicht für sich selber, sondern für die A 
in erster Linie für die Konditionslosen, damit diese durch die Verkürzuag 
der Arbeitszeit untergebracht werden. Ich will nur hoffen, daß eine Einigung durch 
unser Entgegenkommen erzielt wird, denn es ist ganz selbstverständlich, 
daß ich fehr gern mein altes Personal bbehalte. Dur durch uin 
Zusammenwirken der Prinzipale und Gehilfen kann die leidige Schmutzkonkurrenz 
aus der Welt geschafst werden.“ — So sprach der Prinzipal, und zwar so laut, daß 
es für jeden der im Saal Anwesenden verständlich war. — Nögen sich ihm recht 
biele Prinzipale anschließen und wir werden es nicht nötig haben, nach Ablauf der 
Kündigung unsere Stellungen aufzugeben. — Die Hofbuchdruckerei Moeser beschäf— 
ligt etwa 80 Gehiifen und stellt die amtlichen stenographischen Berichte des preußi— 
schen Abgeordnetenhauses her. 
Eine unleugbare Ttasache ist es, daß für den „Kurier“, im Hinblick auf die 
reiche Goldquelle, die ihm sein öInseratenteil erschließt und die er erst kürzlich zum 
Vachteil des Publikums durch Verschmälerung der Spalten noch erheblich ge— 
steigert hat, und in Berücksichtigung des Umstandes, daß die schon bewilligt- 
habenden Geschäfte, zu denen aber der demokratische „Nürnberger An— 
zeiger“ vorerst nicht zu zählen ist, also seinen Arbeitern nicht entgegen— 
kommt, während für andere Branchen-Organisationen er schon des Oefteren 
in die Bresche trat, ()) mit bedeutend größeren finanziellen Schwierigkeiten zu käm— 
pfen haben als er, es am leichtelten wäre, die Forderungen der Gehilfen zu 
zewilligen; aber gerade er ist es, der ohne alle Bedenken ein seit teilweise über 20 
Jahre zusammengeschultes Personal, das immer seine Schuldigkeit getan, und 
dag nichts weiter verlangt als was die gesamte Gehilfenschaft anstrebt, kalten 
Blutes auf die Straße setzt. In der Ar. 547 (Morgenblatt) schreibt der „Kurier“: 
„München, 26. Oktober. Sur Arbeitseinstellung der Schriftsetzer am hiesigen 
Platze wird uns aus Buchdruckerkreisen mitgeteilt, daß Anmeldungen von Schrift⸗ 
setzern aus Oesterreich bei den hiesigen Prinzipalen so zahlreich bereits eingelaufen 
sind, daß der Bedarf der hiesigen Prinzipale nicht nur gedeckt werden kann, sondern 
daß auch für die Buchdruckereien in anderen bauerischen Städten noch zahlreiche 
Schriftsetzer verwendet werden können.“ Und in derselben Nummer werden (im 
Inseratenteil) nach München Schriftsetzer gesucht! Hier hat sich also der „Knrier“ 
in Widersprüche verwickelt, denn wozu noch suchen, wenn doch schon für ganz 
Bauern der Bedarf gedeckt ist? Ueber diese Handlungsweise wollen wir jedoch kein 
Wort weiter verlieren. sie jpricht deutlich genug für sich Jelbst. — Ganz über— 
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