sidenzen, fern von Städten! Verkümmerung und Nacht und
Trostlosigkeit fast überall! Man trifft nur selten auf einen Schim—
mer von Recht, nur selten auf wahre Pflege der Erziehung; der
Landmann, jetzt die stärkste Sehne unserer Kraft, war wenig
mehr als Leibeigener und Geben und Dulden und Dulden und
Geben bilden den lieblichen Wechsel seines BDaseins. Selbst
der Gelehrte trabt ehrbaren Schrittes vor dem Karren der Ge—
walt einher und holt für sie aus Griechenland und Rom die
schönsten, Blumen der Schmeichelei! Was Wunder, wenn Kraft
und edle Sitte, wenn Mannessinn und Bürgertugend spärlich
sich behaupten, das zarte Geschlecht selbst, von dem üblen Beispiel
der Zeit ergriffen, vielfach die Reinheit der Gesinnung verliert —
und der Genius des Vaterlandes sich weinend weg von unsern
Fluren wendet?
Unter folchen Verhältnissen tritt in Schwaben ein Jüng—
ling auf, um kühn und feurig als Reiner durch seine mackel—
volle Zeit schreiten; er wagt es, den Händen eines Gewaltherrn
zu entgehen, der ihm zwar Wohlthaten erwiesen, der ihn aber
zwingen will, die Gottesgabe freien Denkens und Dichtens
von sich zu werfen; er wagt es, seinem Herzog ungehorsam zu
werden, um einem höhern Herrn zu gehorchen, der ihm ein er—
habenes Talent nicht umsonst in's Herz gelegt; er flieht —
und bewerkstelligt seine Flucht im Angesichte des Hohenasbergs,
wo ein ähnlicher Schwärmer, Schubart, bereits lebendig begra—
ben liegt; er flieht, obwohl er weiß, daß er hinter sich die
Brücke zu friedlicher Existenz vielleicht für immer abbreche; er
flieht, obwohl er einen Vater in Sorgen, eine Mutter in
Schmerzen und Thränen zurücklassen muß: die Ideale seines
Geistes sind mächtiger als die Wehen und Gefahren dieses Le—
bens, bessere Zeiten, schönere Jahrhunderte schweben vor seinen
Blicken, Jahrhunderte persönlicher Freiheit und allgemeiner Hu—