Vorrede.
Die poetische Literatur der Stadt Wien, umfang-
reicher als die irgend einer anderen Stadt, bildet von
dem „Mittelpunkte und der Krone altdeutscher Dich-—
tung, unserem grossen Nationalepos“, dem Nibelungen-
liede, von den deutschen Minnesangern, die in ihren
Liedern den Hof und die Stadt zu Wien in so anzie—
hender und rührender Weise preisen, bis herab zu den
massenhaften, schwulstigen Lob- und Spott-Gedichten
über die zweite Wiener Türkenbelagerung, bis zu den
ühberschwänglichen Dichtungen aus der josephinischen
Periode und bis zu Sined's des Barden erhebenden
Gesüngen eine stattliche Reine von Lobsprüchen und
historischen und Gelegenheitsdichtungen, hervorgerufen
durch Elementar-, Kriegs- oder sonstige Ereignisse.
So wichtig nun diese Dichtängen für die Ge—
schichte sind, wurden sie doch bisher wenig beachtet;
nur einzelne finden sich im Serapeum, in Hormayr's
Taschenbuch, im Austria-Kalender, in v. Liliencron's
Volksliedern abgedruckt; die Mehrzal derselben ist
nicht einmal dem Titel nach gekannt.
Meine bibliographischen Studien zur Geschichte
der Stadt Wien brachten mir auch reiches, gänzliech
ungekanntes Mateériale zur poetischen Literatur dieser