Einleitung.
Zu den Gattungen der Poesie und Prosa, deren Wieder-
belebung und liebevolle Pflege dem Humanismus zu danken ist,
gehören die deseriptive und encomiastische. Erstere ging hervor
aus der Wiederentdeckung der landschaftlichen Schönheit durch
Dante, Petrarca und Boccaccio, letztere aus der den Heroen
und den Epigonen des Renasecimento gemeinsamen Ruhmes-
sehnsucht — ‘lo gran disio dell’ eccellenza? (nominanza, onore,
rumore), wie sie Dante, ‘perpetuandi nominis desiderium ’, wie
sie Boccaccio nennt. Es wär dem gelehrten Italiener der Früh-
renaissance vorhehalten, das seit Jahrhunderten nur wenig an-
geregte, fast schlummernde Naturgefühl und seine Wirkung
auf das Gemüt des Kulturmenschen aufs neue zu erwecken,
Dantes Schilderung vom irdischen und himmlischen Paradies
(Purg. XXVIII), des Wolkenbruchs (Purg. V, 109), die zahl-
reichen poetischen Vergleiche im Inferno (IT, 127. V, 29, 40.
VII, 13. IX, 67. XII, 22), Boccaccios Darstellungen landschaft-
licher Schönheiten (Triften, Herden, Baumschlag: De genealog.
deor. XV, 11), des Friedens und der Ruhe auf dem Lande,
erinnern sie uns nicht an die naturwahren Bilder Vergils vom
Ungewitter, vom Felsensturz, von den Schrecken des Atna,
nicht an die Höhlen, Quellen, Hügel, die Mondnächte bei Ovid?
Und vollends Petrarcas Bericht über die Besteigung des Mont
Ventoux*, der erste, der uns wieder den überwältigenden Ein-
*) Epp. fam. (ed. Fracasselli) IV, 1. Vgl. L. Geiger, Petrarca,
S. 75; Du Bois-Reymond: DRs. 13, 8. 225 ff.; Biese, Ent-
ickelung des Naturgefühls im Mittelalter und in der Neuzeit ?,
. 150 ff.