graf‘ Gustav Adolf auf dem Rathaussaal vom mittleren
Fenster Strahlen weifsen und roten Weines auf die
unten sich drängende Volksmenge spie.
Im Jahre 1893 erhielt der grofse Rathaussaal noch
einen weiteren Schmuck in der überlebensgrofsen
Marmorbüste Sr. Kgl. Hoheit des Prinz-
regenten Luitpold, die von Prof. Chr. Roth in
München in meisterhafter Weise ausgeführt wurde.
Sie hat ihren Platz unter dem Chörlein auf der Ost-
seite erhalten.
Bemerkt sei endlich noch, dafs an den Rathaus-
saal am unteren Ende auf der Nordseite von jeher
die Gewölbe und Gemächer des Losungsamts
‘Finanzamts) grenzten, die vom Saal aus durch die
sog. Losungsthür zugänglich waren; am Ostende führte
das Ratsgänglein in die Ratsstube. Die Ratsstube
sowohl, als die Losungsstube wurden zugleich mit dem
Rathaussaal erbaut, erlitten aber im Laufe der Jahr-
hunderte vielfache bauliche Änderungen.
Vom Rathaussaal begeben wir uns in den Korri-
dor des ersten Stockwerks, wo die Stuck-
arbeiten der Brüder Hans und Heinrich
Kuhn von Weikersheim aus dem Jahre 1621 von Be-
deutung sind. Die Decke beleben nach den Schilde-
rungen in Ovids Metamorphosen folgende Darstellungen,
die sich in der Komposition mehr oder weniger an
Virgil Solis’ Ovidillustrationen anlehnen %)
*) In meinem Rathauswerk habe ich mich bei der Be-
stimmung der einzelnen Darstellungen v. Murr, Vornehmste
Merkwürdigkeiten der Stadt Nürnberg, S. 361 und 362, an-
geschlossen, Wiederholt übertüncht und mit einer Kruste von
Staub und Rufs überdeckt, waren die einzelnen Vorgänge nicht
stets mehr zu erkennen, Murr hat aber Nr. 2, 3, 7 und ı2 ganz
unrichtıg bestimmt. No. 1 führt er überhaupt nicht an, da der
Raum, über dem sich diese Darstellung befand, vom Gang ab-
geschlofsen war. Sie ist, ebenso wie die übrigen, erst im
vorigen Jahre durch eine sorgfältige Reinigung und Abschabung
wieder bis ins Einzelnste kenntlich geworden, so dafs jetzt ihrer
richtigen Deutung keine Schwierigkeiten mehr im Wege standen,
Bemerkt sei übrigens, dafs die beiden Künstler keineswegs zuerst