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wärts unterzubringen, um seiner Frau und schließlich
sich auch selbst den täglichen Arger mit dem nicht
geraten wollenden jungen Kaufmann zu ersparen.
Karoline war nun zwei Jahre verheiratet und noch
durfte sie nicht auf einen Familienzuwachs hoffen. Es
war ein heißer stiller Schmerz der jungen Frau, daß die
Schwägerin in England schon dem zweiten Knaben
das Leben gegeben hatte, daß aber das Nürnberger
Haus Rottmann noch immer ohne Enkel war.
Ihr genügte nicht der Hausfrauenberuf allein,
auch nicht ihre rege Teilnahme am Geschäft, sie
wünschte sich leidenschaftlich einen Sohn, den sie zu
einem tatkräftigen Mann erziehen wollte.
Seit der tiefen Trauerzeit Josephs um seine
Mutter hatte sich eine seltsame Herrschsucht in Karo—
line entwickelt. Sie mochte wohl schon in ihr ge—
schlummert haben, war aber duͤrch die hingebende
Liebe zu Joseph unterdrückt worden, bis zu jenem
Moment der Depression des Gatten, die sie heimlich
Schwäche schalt.
Joseph versuchte wohl manchmal, milde die
Schärfen im Charakter seiner Frau abzufeilen, aber
er liebte fie doch so zärtlich, und sein rechtlicher
Sinn mußte ihre Tüchtigkeit in häuslichen und ge—
schäftlichen Fragen so rückhaltlos anerkennen, daß
er es bald aufgab, sie auf den weichen, nachgebenden
Ton seines Wesens abstimmen zu wollen.
Und auch Joseph ersehnte sich, ersehnte seinem
Weib ein Kind — er sehnte sich danach, dem
Vater den Stammhalter in die Arme legen zu
dürfen. —
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