—⸗
130
Der große Rathhaussaal besindet sich ebenfalls im ersten
Stocke und gehört dem ältesten Theile des Rathhauses an. Die
Größe desselben beträgt 80 Fuß in der Länge und 30 Fuß in
der Breite. Die Deckenwoͤlbung aus Holz fertigte im Jahre
1613 Hans Wilhelm Behaim, sowie den Kronenleuchter der—
selbe Meister in das Rathhaus ablieferte. Die Glasmalereien
in den der, Rathhausgasse zugekehrten Fenstern sind von Veit
Hirschoogel (1521.) Das lebensgroße Bild des Königs
Ludwig von Bayern hat Friedrich Hahm nach Stieler co—
pirt. Albrecht Dürer hat die Wandgemälde auf der einen
Seite des Saals ausgeführt, vorstellend den Triumphzug Kai—
ser MaximiliansJ. nach Willibald Birkh eimer, mit vie—
len lateinis chen Aufs chriften und Sentenzen, dann eine Gruppe
Mustkanten auf einem Balkon, angeblich ehemalige Stadtmu—
sikanten, fexner einen Richter mit Eselsohren zwischen der Un—
wissenheit und dem Verdacht, ein Unschuldiger kniet vor dem
Richter, und die Verlaͤumdung, der Trug, der Neid, die Nachstellung,
die Uebereilung, der Irrthum, die Strafe, die Reue und die Wahrheit
bilden die zu dieser Richterscene gehörenden Figuren. Die Wand—
gemaͤlde auf der Fensterseite stellen politische Sinnbilder mit
passenden Inschriften vor und rühren von G. Weyer her,
wurden 1824 durch Perreira und Rohrich restaurirt. Unter
diesen Fresken befindet sich eine Abbildung der Guillotine, wor—
aus zu entnehmen, daß die Einführung dieses Instrumentes
einer viel früheren Zeit, als der französischen Revolution, an⸗
gehört. (200 Jahre früher.) Der Triumphzug A. Dürers
hat durch die Uebermalung G. Weyhers leider sehr viel ver—
—P