— 524 —
überall dahin richtete, wo etwas der Stadt zum Wohle gereichen konnte.
Auch im Innern der Stadt waren die öffentlichen Bauwerke, das
Pflaster, die Brunnen u. s. w. seiner Obhut anbefohlen. Um das
Gitter des schönen Brunnens, das bei großen Festlichkeiten, Heilig—
tumsweisung, Turnieren u. s.w., wie sie auf dem Markte begangen
wurden, stets eine Masse Neugieriger anlockte, die sich um besser sehen
zu können, darauf stellten und es so beschädigten, zu schützen, erfand
Tucher das gewiß nicht zu verachtende Mittel, zwei oder drei Männer
anzustellen, die vorwitzige Burschen durch Begießen mit einem tüchtigen
Wasserstrahl in gebührender Entfernung halten sollten.
Auf die Veränderungen, die im Laufe des 15. und im Anfange
des 16. Jahrhunderts an Nürnbergs Mauergürtel vorgenommen wurden,
haben wir bereits oben hingewiesen. Doch hat sich das Innere der
Stadt gegen das Bild, das wir das letzte Mal von ihm zu entwerfen
suchten (s. oben) unzweifelhaft zum Vorteil verändert. Mancher statt⸗
liche öffentliche Bau, manche zierliche Kapelle, manche umfangreiche
Neubauten in den Klöstern sind seitdem entstanden. Wir kommen
darauf, sowie auch auf die innere Einrichtung der Bürgerhäuser später,
bei Gelegenheit zu sprechen. Auch die ganze Kunstthätigkeit der Stadt
verlangt eine, wenn auch, wie Umfang und Zweck dieses Werkes ge—
bieten, nur kurze Besprechung. Jetzt wollen wir zunächst die Frage
zu erledigen suchen, wie groß die Zahl der Einwohner war, die der
scharf bezeichnete Umkreis der Stadt damals in gewöhnlichen Zeiten hegte.
Die Einwohnerzahl der deutschen Städte am Ausgange des
Mittelalters, also in einer Zeit, die man gewöhnlich, wenn auch, wie
wir des öfteren zu bemerken Gelegenheit hatten, hinsichtlich der poli—
tischen Verhältnisse mit Unrecht, als die Blüte des deutschen Städte—
wesens anzusehen pflegt, ist früher häufig überschätzt worden. So
hat man den bischöflichen Freistädten am Rhein eine Bevölkerungs—
ziffer von 60000 aufwärts bis zu 100000 Seelen geben zu müssen
geglanbt. Diese Annahmen sind aber völlig irrtümlich. Wir sind für
Nürnberg in der erfreulichen Lage, eine Volkszählung zu besitzen, die
weil sie für den Fall eines Krieges und hauptsächlich aus dem —XC
um danach den Konsum der in der Stadt vorhandenen Getreidevorräte
(und auch sonstigen Lebensmittel) angemessen zu regeln, veranstaltet wurde,
einen möglichst hohen Grad von Glaubwürdigkeit beanspruchen darf.
Die Zählung fand um die Mitte des großen markgräflichen Krieges
von 1449/50 unter der Leitung des Erhard Schürstab in den einzelnen
Vierteln durch die Viertelmeister statt, doch in „großer heimlikeit“
und das Resultat wurde nur den sieben älteren Herren zu wissen
gethan. Wir sind durch verschiedene, allerdings sämtlich an Ungenauig—