Volltext: Mein Kriegs-Tagebuch vom 29. Juli bis 1. September 1870

Wacht am Rhein“ erfhollen, begleitet von vielen taufend Kehlen. In der 
Nähe von uns war ein — wie e8 Ichien überrumpeltes — Zuavbenfager, denn 
ich fah nicht nur ganze Uniformen, Tornifter, Gewehre, fondern aud) Keffel 
mit Steifch über noch glimmenden Kohlen. Einige blutige Kleidungsitüce be: 
itärften nur meine Anfiht, So legten wir ums zum erften Male auf franz 
zöfilher Erde nieder, nach dem erften Erfolg der Zukunft ruhig und freudig 
entgegenfehend, nicht ahıend, daß e5 fo lange dauern mürde, bis wir über die 
5eut überfehrittene Orenze wieder zurücfehren miürden. 
Das 3, Bataillon unjeres Megiment® hatte heute den erften Strauß mit 
zu beitehen. &8 brach um Halb 7 Uhr aus feinem Bivouafkplabe bei Berg: 
zabern auf und marichirte durch Oberotterbah nah Nechtenbach, wo bereits 
iebhaftes Sejchükfener hörbar mar, Bon da aus wurde dasfelbe zur Unter: 
itüßung des als Vortrupp beorderten 10. Säger-Bataillons beftimmt, und 
mußte Nechtenbach verlaften, um die Weinberge, die fih zwilden Weißenburg 
und Schweigen ausdehnten, zu befeben. Unter den ungünftigiten Terrainver: 
hHältnijjen rückte dasjelbe vor und wenn auch mancher Bermundete und Todte 
zurücdgelafjen werden mußte, jo näherte {ich doch das Bataillon immer mehr 
dem Ddeutfchen Thor, das troß energijcher Vertheidigung endlich in Deffen 
Yände fiel, AUın Abend Livouakirte dasielbe, wie wir, auf franzöfiilher Erbe. 
5. Auguft. 
30S wir Früh abmarfchirten, erhielt unfer Bataillon die Borhut, unfre 
Rompagnie Spike, Bortrupp und Seitendedung. Ih hing mir ein Chajfepot- 
gelvehr um, desgleihen ein Särtkdhen mit Patronen dazu, welch beide Gegen: 
jtände mir jedoch in der erften Vierteljtunde {hon zu fhwer wurden und da 
her in den Straßengraben wanderten, wo fich vielleicht ein Johanniter ihrer 
erbarmt und diejelben nebit ent|prechenbeu IDtoman in fich immer vergrößernder 
Auflage, fern von Schlachten und Kämpfen, neugierigen Bewunderern explicirte. 
Wir rilkten auf der Straße nach Bitich, breußiiche Kolonnen auf der Straße 
nach) Sulz vor. 
Anfangs Hatten mir rechts und Mnks mur leichte Terrainivellen , die noch 
zine ziemliche Neberficht gejtatteten, bald aber Icdhlängelte li die Straße über 
den bewaldeten Höhenzug, auf dem das arınjelige Dorf Climbach fiegt. Zelte, 
Waffen und Borräthe, Czakos und Hez lagen in Majie an und auf der 
Straße, und die Seitenpatronuillen, die fh oft nur mühjanı den Weg bahnen 
Fonnten, berichteten das Gleiche. Von den Czakfos trugen die meiften die 
Itummer 74 und 78, welch letsteres MKegiment total zerfprengt wurde. Bon 
allen Abtheihungen fonnte man übrigens Spuren entdeden und die ganze Zu: 
jJanımenfeßung der Divifion „Abel Douay“, die bei Weißenburg Fämpite, fehen. 
( Diejelbe befand aus dem 50. und 78. Megiment, dem 16. äger-Bataillon, 
1 Megiment Turcos und 1 HKegiment Zuaven, 4 Batterien, verftärkt durch 
das ‚4. Hegiment und je L Chaffenr: und Hujaren-Kegiment.) Chevaur- 
legers jprengten voraus und meldeten zurück, was fie Jahen; einer brachte eine 
Hirchterlich zerfdhlagene Frau, faft unbekleidet, mit zurücd, die, jedenfalls von 
den Trägern der Civilijation jo zugericdhtet, von den deutichen Barbarenhorden 
ihren SOunadenftoß erwartete. 
Das Borrücken ging nach und nad) etwas Iangjamer, da man nicht 
wußte, ob in des Waldes diftern Gründen fih nicht Airika’s Sprößling ver: 
itectt hielt. 
Auch der Maire von Climbadh, ein Mann mit grauen Haaren, murde 
durch eine Patrouille zurüctransportirt, un Hulidhluß über AWozug und Nähe 
1 
ir} 
hl. 
ah 
Tr
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.