Volltext: Mein Kriegs-Tagebuch vom 29. Juli bis 1. September 1870

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4. Anguft, 
Mit früheften Tagesgrauen wurde aufgeftellt, fhnell Kaffee gekocht und 
zum Abmarfeh fertig gemacht. Ih freute nich recht Herzlich auf meinen ver- 
‘prochenen Kaffee, welche Freude aber zu Waffer tmward, eine Metamorphoje, 
welche die ganze Natur nacdhzuahmen {qhien. 
Sa firdmenden Regen traten wir den Marich an; vor und Hinter uns 
bewegten fidh Nolonnen aller Waffengattungen unaufhaltiam vorwärts, In 
Bahnhof von Landau hielt ein preußifches Keginent; eine halbe Stunde vor- 
märts, nahe bei Impflingen, hielt eine preußifche Telcgraphen-Abtheilung, deren 
Beamte um ein Halb breunendes Fener herum Fauerten. Troz des Hunde- 
wettera wurde doch tüchtig darauf (oSgelungen und die ganze Requeret mit 
tiller Verachtung behandelt. 
Unausgefebt murde marfehirt; der Weg wurde immer {hlechter, die Er- 
mattung und Müdigkeit der Leute nahm bedeutend zu; eine furze Malt — 
und weiter ging’8 wieder. Cudlih kamen wir nach Vergzabern, Die Ein: 
wohner, die den Soldaten wohl anfehen Fonuten, wie je daran waren, brachten 
Wein und Bier und alles Mögliche, um zu ftärken und zu erquidden. Doch 
mar die 4. Divijkion bereits bei Weißenburg in den Kampf verwickelt, wir 
mußten vorwärts, jo fchuell wir fonnten. Wohl mander der Leute, die vom 
beiten Willen bejeelt waren, nur Öutes zu thun, mußten ih wundern, wie 
jtet8 vorwärts getrieben murde. Gin altes Mütterchen Fam mit einen Topf 
Milch herbei, ih mußte ihr ihn in der Hand zerfchlagen, wenn der March 
nicht jtocken jollte. 
Auf der leisten Höhe vor Bergzabern glich das Bataillon einem Hanfen 
wanfehnüthiger Seitalten; Feuchend, im langlamen Tempo ging es den {teilen 
Weg hinauf; die Füße, der Athem, verfagten den Dienit, Viele Fonnten nicht 
mehr iweiter. Mit dem Dorie Schweigen Hatten wir audh endlich die Höhe 
zrreicht; Veiterwägen voll Verwundeter jtanden an der Straße, auf dem Sais- 
berg wurde noch gefeuert. Alles jchien wie umgewandelt. Die Mäntel wur- 
den gerollt, die Mufik fiel ein und wer jih vorher Fan noch halten Fonnte, 
der fühlte neues Leben, neue Kraft in ich und fritch ging es wieder vorwärts 
über die Stätte, wo nicht Lange vorher der Kampf gemwüthet. Da lag noch ein 
todtes Pierd, dort wurde noch ein Jäger auf der Tragbahre zum Xazareth 
getragen; zerihofjene Bäume, franzöfijche und bayerijche Czakfo’s oder Helıne, 
din und mieder ein Gewehr, eine Taldhe, ein Yatagan, alles bekundete den ge: 
mwejenen Kampf. Nahe an dem Oirenzpfahl lag der erjte Todte — ein Zuave — 
ein großer ftämmiger Kerl, ein wahres Prachteremplar von einen Menichen; er 
mar in die Brut geflchoffen, fein Gewehr, an dem der Kolben fehlte, 
lag neben ihm. Weiterhin gegen das Deutiche Thor wurden die Todten hHäu- 
jiger, jedoch) nur Turkos oder Zuaven. Der Bahnhof und die Wälle waren 
dicht mit Truppen befett und nicht enden wollende „Hurrah’s“ begrüßten uns und 
fandten wir zum Gruß. Da gab’3 ein HYelnız und RicdelHandenhwenken, ein 
Händedrücken, Küffen und Trinkenlafien ; wirklich, die Vegetiterung hätte Keinen 
höhern rad erreichen Kunen. 
Wir marjdhirten um die Stadt herum und hielten auf dem SGaisberg, 
nahe der nah Sulz führenden Straße. Auf allen Wegen näherten fi 100) 
Truppen oder Kamen folhe von der Verfolgung zurück, unter anderen auch ein 
itarf Dezimirtes preußiihes Bataillon, Dejien Mufik „Was ift des Deutjhen 
Baterland“ fpielte und mit einer FluthH von „Hochs“ empfangen wurde. Haft 
alle Mufikkforps traten in Thätigkeit und Arndt’s Vaterlandslied und „Die
	        
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