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31. Inli.
Früh 7 Uhr marjehirten wir ab. Naddem wir das Dorf hinter 118
Hatten, erblicten wir auch fhon den Katjerdom Speiers, der, nod) hHakb im
Morgennebel verhlillt, gerade an die Jahre 1675—79 denken mochte, die jeiner
Pralz fo Hart zwiebten. Ind jebt hatte man ihm Turfos und andere „Brave“
yerfprochen zum Befuch, —— man durfte e8 nicht übel nehmen, menn er den
Kopf hängen ließ. Aber Aııno Ddazumal verfammelte {ich auch nicht fo viel
itreitbares Volk zur Abwehr, und die Kaijer im Dom miütffen fi Sonderbares
gedacht Haben, als das Waffengerafiel um fie herum gar Fein Ende nahm.
Bis Speier marfjchirten wir längS des Rheins, um den man fih Ihon
°o oft gerauft und wieder raufte, um den rechtmäßigen DBefiger davon femnen
zu lernen. Ich fad ihn Hier zum Erjtenmale, und wenn er au) gerade an
diefer Stelle Feine Schönheiten bietet, fo machte er auf mich doch einen ganz
gewaltigen Findruck, ob ih auch auf ihn — weiß ih nicht.
Beim Ueberjchreiten desielben wurde die „Wacht am WNhein“ angeftimnmt
und unter Singen und Hochrufen betraten wir die bayeriiche Pralz.
Speier, das an dem Tage den Kronprinzen ze, beherbergte, hatte fi in’8
Keitgemand geworfen, Dd. hH. Zahnen zu den Dachkuken hinausgeftedt. Wir
maridhirten nur durch und über DutenhHofen und HanhHofen nach Seinsheim.
Unterwegs wurde in einen Walde Maft gehaktene Die Hige und der
Staub hatten müde gemacht, nur die Mufik, die fih in der 4. Kompagnie qe-
bildet Hatte, mar vollitändig munter und machte mit ihren prahHlbaueritchen
Mufikhftrumenten folchen Heidenlärm, daß jih die ganze Aufmerffamteit
der ruhenden Truppe diefen Jonderbaren Orchefter, dirigirt von einem Zambounr,
zumwandte,
Der ungeheuere Applaus, mit dem die Tonkünftler belohut wurden,
mußte die etmaz mübere Megimentsmufif neidijdd gemacht Haben, denn nad
Beendigung des leisten Bortrags der eriten Multik begann Torort die zweite
Mufif den erften Vortrag.
Uhnfere Noute war zwar nicht qroß , aber für uns, die wir des Marijchivens,
das wir fpäter fo gut lernten, nodj ungewohnt waren, ziemlich anftrengend.
Xu Geinsheim wurden wir einquartirt; der Ort Hatte jonit gar feine Merk
mürdigfeit, als daß es Fein Bier gab und daß man ih daher jämmerlih mit
Wein behelfen mußte.
Der Neft des Tage8 fiel dem Briefjchreiben zum Opfer und den Wbend
verbrachte id) in der Familie des Yuartiergebers, der feine Kojtbarfeiten Ihon
ange gepadt Hatte, für den Fall, daß Dinge kommen joltten, die nod) in Der
Zeiten Schooße Ihlummerten ; und wenn ih aud) ganz genau, {fm zum Troft
ertlärte, daß feine Befürchtungen ganz ungerecht feien, jo fah er in mir doch
feine Kajjandra und trennte jih mit füßfaurer Mine, nachdem wir ziemlich
fange über dies Thema disputirt hatten.
1. Auguft,
Der Heutige Marih führte uns in eine ganz pajjable Segend. Zu
unfrer Necdhten das Haarbtgebirge mit feinen Schlöffern und Auinen, linfs die
ihönften Wiefen und Triften ; SGebirg und Chene, obgleich fharf von einander
getrennt, bildeten dennoch ein harmonijches Sanzes. Die Bahn, der wir heute
wieder näher kamen, beförderte unaufhörlich Truppenmajjen ; die Dörfer, die
mir pajfirten, maren nit foldhen belegt, vor und Hinter uns marfchirende Rolon-
nen: e8 unterlag feinem Zweifel mehr, daß wir bald zufammenrücken mühjen ;