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rühren nicht zum Ziel; denn wenn wir wirklich heute die älteste Figur
für den Meister ausgeben würden, später könnte ein andrer wieder
eine andre Vermutung aussprechen und das Gegenteil behaupten.
So lange nicht bekannt ist, in welchem Jahre Krafft geboren ist, kann
kein zwingender Beweis gegeben werden.
Wenn man Krafft der Mittelfigur nach ein Alter etwas über
zünfzig Jahre erreichen ließ, so müßte man ihn, da die Vollendung des
Sakramentshäuschens vier Jahre früher fällt, als angegeben wurde,
noch vier Jahre älter werden lassen und sein Geburtsjahr zwischen
1445- 1450 ansetzen. Wer Krafft in der ältern Figur erblickt, muß
hn wenigstens siebenzig Jahre alt werden lassen.)
Aus den sichern Werken Kraffts, die ich bisher besprochen habe,
kann man sich ein genügendes Bild von der Art und Weise machen,
in welcher der Meister arbeitete, um zu untersuchen, welche von den
ihm zugeschriebenen Werken echt sein können, und welche mit ihm
nichts zu thun haben.
Elftes Kapitel.
1.
Kein Kuͤnstler, so genial er auch ist, ist ohne Entwicklung denkbar.
Fast in dem Bildungsgange eines jeden Künstlers, und wir können
es gerade bei den größten, lassen sich immer Wandlungen verfolgen.
Zuerst halten sie sich an die großen Vorbilder, die sie nachahmen und
von denen sie Anregung empfangen; dann machen sie sich schrittweise
von der Nachahmung frei und betreten ihre eigenen Wege. Diese Nach—
ahmung ist unerläßlich. Mit den empfangenen Einflüssen vermischt
sich das Individuelle, das bei dem einen mehr, bei dem andern weniger
hervortritt. So malte Raphael zuerst so sehr in der angelernten Weise
seines Lehrers Perugino, daß man Vasari zufolge bei manchen Bildern
schwankt, was man für des Lehrers, was man für des Schülers
Arbeit halten soll. Auch Dürer wandelte sich, und eine Wandlung läßt
i) Der nach oben gerichtete Blick und das entblößte Haupt können darauf
führen.
2) Deshalb könnte er aber doch 1508 noch einmal geheiratet haben, wissen
wir doch, daß der 70 Jahre alte Hans Sachs noch einmal heiratete.