Full text: Nürnberg im Mittelalter (3. Band)

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der ursprünglichen Besitzerin direkt oder indirekt einst übernommen hatte: 
der Gemeinde Mainz. Jahrhunderte lang hat diese es treu gehütet, bis es 
vor mehreren Jahrzehnten ihr entwendet und nach Frankfurt a. M. 
verkauft wurde, Ilier erwarb es Carmoly, der es, allerdings in seiner Art, 
aeu geordnet und ergänzt (!?) hat. Aus dem Nachlasse Carmolys kam 
es in den Besitz der israelit. Religionsgesellschaft zu Mainz, deren ver- 
ewigter Rabbiner Dr. M. Lehmann es uns bereitwilligst zur Benutzung 
überliess, 
Nicht das Mainzer Memorbuch bezw. das Nekrologium desselben liegt vor 
uns, sondern das der Gemeinde Nürnberg, wie sich aus unseren einge- 
1enden Forschungen ergiebt : 
Die auf den Ritus des Seelengedächtnisses bezügliche Bemerkung des 
Schreibers "WM mınaw bas JO MWWIM DIN (f. 468 : Quellen HIT, 
85) ‘Dieser Seelen gedenkt man im Gebete an allen Sabbaten des Jahres’ 
zielt nicht auf Mainz, wo an Sabbaten mit erhöhter Festlichkeit das 
Seelengedächtnis’ (Haskarat neschamot) ausfiel (Ritualien R. Jakob Levis: 
Ailchot asseret j’me t’schuba. Zunz, Die Ritus S. 69). 
Von der durch Lowe, The Memorbook of Nürnberg, edierten Liste 
ler 1349 in Nürnberg Erschlagenen heisst es S. 15, dass sie buchstäblich 
IND MN dem Nürnberger Memorbuch entnommen sei. Sie stimmt 
auch wirklich bis auf einzelne, bei jeder Abschrift vorkommende Varianten 
nit der ältesten Liste unserer Quelle überein. 
Auf f. 57b, dort, wo die Schrift Isaks b. Samuel aufhört, schrieb eine 
‚üngere Hand an den Rand: WAT 27 VT jND MD ‘Bis hierher war 
es vor der Verfolgung’. Carmoly fügte in der Meinung, er habe das alte 
Mainzer Memorbuch vor sich, die Jahreszahl “22 (5043=1283) hinzu, weil 
er den Vermerk auf die in Mainz 19. April 1283 ausgebrochene Verfol- 
gung (Quellen III, 144) bezog. Die Notiz spricht jedoch von dem am 
22 Ab (I. August 1298) stattgehabten Nürnberger Martyrium; denn das 
‚m November 1296 am Einweihungstage der Synagoge übergebene Werk 
ducht Spenden für dieses Gotteshaus, und diese Eintragungen zeigen in 
Tinte und Schriftcharakteren eine unzweifelhafte Übereinstimmung mit 
den Listen aus der fränkischen Verfolgung von 1298, wie denn auch vor 
und nach dieser Notiz Namen von Familien der Nürnberger Märtyrer des 
Jahres 1298 nachzuweisen sind. Auch die Spenden für Reparaturen des 
in der Schreckenszeit demolierten (jemeindeeigentums bestätigen das 
Gesagte. 
Von den im Nekrologium aufgeführten (jelehrten ist mit Sicherheit 
einer nachzuweisen, der in Mainz fungiert habe und dort gestorben sei; 
wohl aber ist von mehreren zweifelsohne bekannt, dass sie im südlichen 
Deutschland gewirkt (Jonathan b. Isak: f. 47b, Isak b. Jonathan: ebenda, 
Samuel b. Baruch: ebda., u. a.) und von einzelnen sogar, dass sie Nürn- 
Derger Rabbiner gewesen sind (Jedidja b. Israel ‘aus Nürnberg’: f. 60b; 
Abraham, Sohn des Rabbiners Saadja: f. 80b, und Meir b. Uri: f. 888). 
leiches trifft auch bei denen zu, welche den Chaber-Titel führen. 
Zu beachten bleibt ferner, dass die in den Listen der Nürnberger Mär-
	        
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