206 Hans Sachs' ausgewählte dramatische Werke.
Weil er auf Straf' nie Acht wollt' geben.
Er ist ganz gottlos und muthwillig,
Handelt mit Wort und Werk unbillig,
Die andern Kinder auch verführt
Zu Schalkheit, die sich nicht gebührt;
Er steckt aller Untugend voll.
Eva spricht:
O, solches weiß ich selber wohl.
Da kommt Abel, der liebe Sohn!
Hast du die Schaf' gefüttert schon?
Geh', suche Kain, den Bruder dein,
Und sag' ihm, daß er komm' herein.
Abel spricht:
Gern, Mutter, will's verrichten ich,
Doch fürcht' ich, er wird schlagen mich,
Wenn ich ihn heiße hergehn nun.
Eva spricht:
Ei, er wird dir ja doch nichts thun.
Wir haben von einem Engel vernommen,
Der Herr werd' morgen zu uns kommen.
Abel spricht:
Ach, deß freu' ich von Herzen mich,
Daß nun soll sehn den Herrgott ich,
Von dem mir viel gesaget hat
Du und der Vater früh und spat.
Nun will ich suchen den Bruder mein.
Adam spricht:
So woll'n wir in das Haus hinein,
Es zieren auf das schönst' und beste
Für Gott und die englischen Gäste
Und wollen es an allen Ecken
Mit schönen Maien grün umstecken,
Um lust'ge Düfte wohl zu wecken.
(Sie gehn alle ab.)
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