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Allgemeines über Aussprache, Schrift und Reim,
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L Zur Feststellung der Aussprache, unter welcher irgend
ein Wort in früherer Zeit in dieser oder jener Gegend in Umlauf
war — eine für mundartliche Forschung besonders wichtige und
gleich schwierige Aufgabe —, dienen uns vor allem zwei Handhaben:
was zunächst liegt, die sichtbare Gestalt, in der das betreffende
Wort aus jener Zeit überliefert ist, die Schreibung desselben,
und weiter, wenn das Glück günstig ist, die Reime, welche die
Wörter binden und nach den Gesetzen der Reimkunst uns auf den
Klang derselben schliefsen lassen. — Leider sind beide Handhaben
für Werke der Zeit, welcher H. S. angehört, weder zureichend noch
zuverlässig.
Um mit der Schreibung zu beginnen, so herrscht darin eine
berüchtigte Willkür und Ungleichmäfsigkeit; und wenn auch Un-
geheuerliches in den Drucken des H. S. nur selten, in den Manu-
scripten wol gar nicht sich findet, so verdient doch auch H., 8.
Orthographie den Namen einer streng phonetischen nicht. — Zur
Uebersicht möge eine kurze Zusammenstellung derselben folgen;
doch gilt nirgends mehr als hier: Keine‘ Regel ohne Ausnahme.
Rein graphischer Art, für die Aussprache ganz ohne Be-
lang ist die Verwendung der Doppelconsonanten, die in den
Drucken (A) sehr häufig, in S nur sparsam vorkommen. Sie stehen
ohne Unterschied nach und vor Consonanten, nach langen, wie
nach kurzen Vocalen. Am beliebtesten scheint damals und schon
im vorhergehenden Jahrh. die Verbindung ff und ck gewesen zu
sein, die auch S nicht verschmäht, besonders nach I], n und r.
[Bsp. aus A: lauffen, straffen, teuffel und tewfel, schlaff, schaff
Schaff, hoff und hof; tiffer tiefer (I1 119), kiferbeis und kiefferbes (11108);
hecklein Häkchen; scharpff, fünff, helft, starck, lanck etc. — aus
S: zwanck, kranck; klopfft, dürfft, puelffer, auch haffen.] Eben so
unzertrennlich findet sich tz in A, während in S immer z, nur
vereinzelt cz. [Bsp. aus A: herte, holtz, fünfftze, seufftzst (1II 120);
S: herz, holz, sezen, ergezen, schaz, beschuezen; iz und icz.] — Die
Liquiden, auch t und p verdoppeln sich in A am liebsten zwischen
Vocalen, deren erster kurz, während im Auslaut und vor consonant.
Suffix (nach mhd. Weise) das einfache Zeichen den Vorzug hat:
Ss