Schluss.
Die vorhergehenden Capitel werden den Beweis geliefert
haben, wie wenig Hans Sachs die deutsche Heldensage um ihrer
selbstwillen poetisch verwertete. Verglichen mit der Gesammt-
heit seiner Production ist die Beschäftigung des Dichters mit
ihr eine geringe, und die benutzten Quellen gehören keineswegs
stets den directen Ueberlieferungen der Sage an. Während
langobardische und besonders nordische Sage, die sich direct
in Chroniken als Historie darboten, für Hans Sachs eine reichere
Quelle geworden ist, erscheint deutsche Heldensage nur
in einem einzigen grösseren Werke dargestellt, das wir
nicht mit Tittmann!) als den „ersten Versuch eines
namhaften Dichters, die alte Sage neu zu beleben“, be-
zeichnen können. Die verschiedenen Beziehungen des Dichters
zur Heldensage, wie sie in seinen Werken auftauchen, stehen
unter sich in keinem ursächlichen oder systematischen Zusammen-
hange, ja gelegentlich verwendet er die Sage und ihre Gestalten
nur zu poetischer Einkleidung oder dichterischer Ausschmückung
der Rede. Alles in Allem dürfen wir sagen, das Verhältniss des
Hans Sachs zur Heldensage geht nicht hinaus über eine ge-
legentliche Benutzung vorhandener Quellen und Verwendung des
Gewonnenen nach Massgabe seiner poetischen Technik und
seiner persönlichen Anschauung.
1) Dichtungen von Hans Sachs? III. Teil s. XXIX.