schlußfolgerte Bartning, daß H. sich nicht selbst ver-
wundet, sondern den Tod durch Mörderhand gefunden
hat, so können die Beweggründe zu dieser Untat nur in
schwerstwiegenden, höchstwahrscheinlich dynasti-
schen Interessen gegeben gewesen sein. Einen Bauern-
jungen, der als erstgeborener Anerbe’ein Gut in Aussicht
gehabt hätte, ja selbst einen Majoratserben oder einen in
verbotenem Geschlechtsverkehr Erzeugten schafft man
nicht mehr aus der Welt, wenn er in dieser schon fünf Jahre
frei gelebt hat, ohne daß man seiner Herkunft auf die
Spur gekommen ist. Muß aber die Ermordung angenommen
und ihr Grund in dynastischen Interessen gesucht werden,
so kommt im Zusammenhalt mit anderen Indizien nur
das badische Fürstenhaus in Frage, bei dem Hs. Ursprung
dann zu suchen ist. So Bartning. Dem zu gewärtigenden
Einwande, daß nach den fünf Jahren ergebnislosen
Forschens ja auch in Baden kein Anlaß mehr zu einer
Beseitigung Hs. vorgelegen hätte, halte ich zweierlei ent-
gegen: erstens, daß es, wenn H. als badischer Erbprinz
beiseite gebracht war, unbedingt Mithelfer gegeben haben
muß, die noch späten Verrat üben konnten, und zweitens
— warum hat noch niemand hierauf hingewiesen? —
daß just im Jahre 1833 in Paris der Uhrmacher Naundorf
als Ludwig XVII. aufgetreten war, der sofort eine zahl-
reiche Anhängerschaft auch beim Adel gewann und den
Thron Ludwig Philipps ernstlich gefährdete. Mußte das
nicht in Baden die schreckhafte Befürchtung hervorrufen,
daß eines Tages auch H, infolge Verrats oder sonst welcher
Umstände in die Rolle eines Prätendenten für den badischen
Thron gedrängt werden könnte? So würde seine Er-
mordung noch am Schlusse des Jahres 1833 zu erklären sein.
In seinem Hamburger Vortrage von 1927 hat Bartning,
vorsichtig und gewissenhaft wie er war, die Ermordung
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